Den HDL-Song kennt mittlerweile die gesamte Blogosphäre. Ich poste das Video daher nicht. Für die, die ihn noch nicht gehört haben, hier der Link.
Früher stand an den Telefonzellen „Fasse Dich kurz!“. Was heutzutage werbetechnisch eher kontraproduktiv klingt, hatte damals den Hintergrund, vielen Menschen das Telefonieren zu ermöglichen. Hausanschlüsse waren die Ausnahme, öffentliche Telefonzellen die Regel. Es bildeten sich Schlangen vor den kleinen gelben Häuschen. Lange zu quasseln war daher einfach tabu.
Auf die Idee kamen ohnehin nur die Wenigsten, schließlich kostete das Telefonieren viel Geld.
Irgendwann, von den eckigen Telefonbuden über die knubbelig runden und schließlich magentafarbenen bis hin zu den nackten, lediglich überdachten Phone Stations, gab es dann den Trend, Telefone klein, handlich und tragbar zu machen. Weil mitführbares Telefon oder Mobiltelefon doof, unmodern und so deutsch klang, nannte man die Dinger Handys.
Und mit den Handys kamen die SMS. SMS ist nichts anderes als die „Fasse Dich kurz!“-Version der Neuzeit. Anfangs waren SMS auch noch eine teure Angelegenheit und dann noch die nervige Tipperei mit lediglich 10 Tasten – zu viel Aufwand für eine faule Spezies wie den Menschen.
Um Geld, Platz und Kalorien zu sparen ließ man sich nun allerlei Abkürzungen einfallen. Und so wurde aus dem Satz, über den die schönsten, ausschweifendsten Verse und ganze Bücherbände geschrieben wurden, ein schlichtes und schnödes HDL.
Wie das so ist mit der Sprachentwicklung – was täglich gebraucht und verwendet wird, das findet Eingang in die Sprache und wird zur Gewohnheit.
Und so kam es, daß mein Schwager eines Morgens nach dem Aufwachen einen kleinen handgeschriebenen Zettel neben dem Bett fand, auf dem folgendes stand:
GM,
bin in Uni.
LG, xxx.
Mein Schwager, kein Einheimischer, kein Deutscher, aber der Sprache doch mächtig, rätselte nun, was die kryptischen Buchstaben zu bedeuten hatten.
Schließlich, nach langem Grübeln, kam er darauf:
Wie konnte er nur so blind sein! Dabei war doch völlig klar, was GM bedeuten musste! GM, das konnte nur für geliebter Mann stehen! Und LG, völlig klar, hieß nichts anderes als lebe gut.
Abkürzungen liegen übrigens der Familie meiner Schwester. Der dreijährige Sohn schrieb kürzlich mit Magneten folgendes auf die Kühlschranktür:
KE4.
Damit ist wohl alles gesagt. 🙂
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