Die Bedeutung der Hamburger Scheibenwelt


Ich will mich ja eigentlich gar nicht über die Rechtschreibkenntnisse Hamburger Graffitikünstler auslassen. Auch wenn es durchaus auffällig ist, daß die Lehre der Orthographie in den hiesigen Schulen defizitär behandelt wird. Doch will ich nicht urteilen! Ich möchte keinesfalls ausschließen, daß manche Worte im Land Hamburg letztlich anderen Rechtschreibregelungen unterliegen als dies bspw. im Land Sachsen der Fall ist.

Außerdem, und darauf möchte ich hinaus, steckt hinter so interessanten Wortkreationen wie „Wilhamfburg“ oder „Raimbow“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein anarchodadaistischer Intellektueller, der Geheimbotschaften und Weltwitz kalkuliert und gekonnt graphisch umsetzen kann. Oder er hat bösen Schnupfen…

Sein neuestes Werk ist allerdings an feinsinniger und hintergründiger Treffsicherheit kaum zu überbieten. Zwischen ebenso bunten wie alltäglichen Wandmalereien prangt im Hamburger Hafen sein neues Credo ontologischer Weltanschauung, das – in schlichtem Schwarz gehalten – seine ganze Schönheit auf grauem Beton entfalten kann. Der Vorüberfahrende blickt zunächst irritiert auf die mit zitternder Dose gesprühten Majuskeln und vermag ihren Sinn nicht zu entschlüsseln:

HAMBURG IST SCHEIBE!

Die philosphische Durchdrungenheit wird einem erst unter näherer Betrachtung und in Zusammenwirkung mit der keineswegs zufällig gewählten Umgebung offenbar. Dort, wo Schiffe aus aller Welt entladen werden, prangert dieser kurze und bescheidene Satz die Oligarchie der Wissenschaft und die Verunglimpfung theologischer Antithesen durch ebendiese an. Wie ein zitternder David sich dem übermächtigen Goliath entgegenstellt, recken sich die krakeligen Buchstaben frech und aufmüpfig den großen Schiffen dieser Welt entgegen.

Es springt einem sofort ins Auge, daß Hamburg hier als Synonym verwendet wird. Selbstverständlich kann nur ein wahrer Lokalpatriot eine solch kunstvolle Metapher fabulieren. Ja, Hamburg ist die Welt. Doch anders als im bekannten Goetheschen Hexameter: Eine Welt zwar bist du – o Rom. Doch ohne die Liebe wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom. kann Hamburg auch und gerade ohne Liebe demonstrieren, daß es ein Alles, eine ebenso liebevolle wie herzlose Übermutter sein kann, von der man sich nicht trennen möchte.

Die Welt ist also eine Scheibe. Wir erinneren uns an den Mythos der Flachen Erde, an den angeblichen Disput zwischen Klerus und dem Weltentdecker Christoph Kolumbus. Die Borniertheit und die Gedankengewalt hinter klassischer Anschauung wird uns sogleich gewahr.

Doch wir geben uns einem Trugschluss hin! Gekonnt versucht der Künstler, uns auf den Irrweg zu führen, wie den gefangenen Menschen im platonischen Höhlengleichnis. Der Betrachter denkt, er hätte die Fesseln der oberflächlichen Betrachtung abgestreift und das Feuer erblickt. Doch muss er noch einen Schritt wagen und aus der Höhle treten, um das Sonnenlicht zu erkennen!

Denn keineswegs möchte der metaphysische Ausdruck uns auf das Kräftemessen verschiedener Weltanschauungen hinweisen.  Jedenfalls nicht in tiefenpsychologischer Bedeutsamkeit.  Viel zu offensichtlich wäre die Aussage. Schließlich katapultiert sie geradezu die Warnung, sich keiner ideologischen Antikratie hinzugeben, in unser Bewußtsein. Vielmehr versucht der Urheber – und das ist die eigentliche Kunst – uns zu einem tiefgründigeren Blick zu bewegen. Eben gerade durch die Offensichtlichkeit sollen wir genauer hinsehen, unseren Blick schärfen.

Und wie ein Blitzschlag trifft uns die Erkenntnis. Wir reiben uns die Augen und können die Tücke und Genialtät des Autors nicht fassen!

HAMBURG IST SCHEIßE!

Da versuchte uns der Künstler mit einem Versal-Eszett in die Irre, ja gar in Versuchung zu führen! Und plötzlich sehen wir die humorvolle und zärtliche Verschnörkelung der Buchstaben, die wir für ein Resultat der zittrigen Hand gehalten haben!

Nein, sagt der Autor! Nicht der Inhalt macht den Satz, sondern die Buchstaben!

Damit verkehrt er unser gesamtes Weltbild ins Negative und karikiert unsere alltägliche Wortarroganz. Denn selbstverständlich ist jedem vernunftbegagten Menschen bewußt, dass der nun tatsächlich gewahr gewordene Inhalt des Satzes blanker Unsinn ist, sein muss!

Und das dies kein Einzelfall ist, ist die Lehre, die wir aus dem Kunstwerk ziehen sollen. 😉

Bowlen gegen Rincewind


Ich habe gestern tatsächlich DSDS verpasst. Und das nur, weil ich ein Wannenbad vorzog. In der Wanne kann man so schön entspannen und lesen. Und als ich da im schaumigen, brühheißen (es geht nicht unter 40 Grad!) Wasser lag und mich in meinen Scheibenweltroman vertiefte, da erinnerte ich mich an das wunderbare Spiel Discworld. Ein comicartiges PnC-Adventure mit Rincewind in der Hauptrolle. Das Spiel war liebevoll gestaltet, mit vielen Figuren und Schauplätzen aus den Romanen.

Ich spielte es im letzen Jahrhundert auf einer altertümlichen Konsole, die unter dem Namen „Playstation“ bekannt wurde und mittlerweile mit Nummer 3 auf dem Markt vertreten ist.

Das Spiel läßt sich über eBay immer noch kaufen und anhand der Preise läßt sich erkennen, welchen Schmankerlwert es auch heute noch besitzt.

Daneben gibt es noch Discworld 2 und Blazing Dragons (noch viel, viel seltener zu finden, weil unbekannter). Kleine Goldstücke, nein, Kunstwerke!

Heutzutage sind Grafik-Adventure ja out. Keiner hat die Geduld mehr dafür. Es passiert ja nichts. Keine Action, keine tollen Effekte, keine Schießereien usw. Nicht mal sterben kann man! Statt dessen sucht man Versteifungspulver, um eine Schlange in einen Stock zu verwandeln. Und dazu latscht man über die halbe Scheibenwelt.

Tja, das waren noch Zeiten. Man saß gemütlich auf der Couch, schlürfte Kakao und das einzige, was schmerzte, war das Hirn. Heute habe ich fiesen Muskelkater in den Armen. Von Tennis, Golf, Boxen und Bowling. Ich kann ja kaum noch die Zigarette halten.

Wiigitt, kann ich da nur sagen. 😉

Oktarines Licht im Fernsehen


Wenn ich mir so die Suchbegriffe hier und auf Tuedelkram anschaue, dann fällt mir auf, daß überdurchschnittlich oft nach Ully Loup gesucht wird. Falls dir dieser Name kein Begriff ist, spricht das übrigens nur für deinen guten (Fernseh-)Geschmack, denn Ully Loup ist – du ahnst es schon – Anwärter auf den Uri Geller Thron.

Gemessen an den Suchanfragen hat er gute Chancen. Das Interesse an ihm scheint groß zu sein. Schon in der letzten Show dachte ich mir, daß DIE magic men am besten ankommen, die auf der Bühne hauptsächlich einen Verkleidungszirkus aufführen. Schlips und Anzug kommen nicht gut. Samtjacke, Indianerkluft, Todesamulette sind dagegen von Vorteil.

Der Magier in unseren Augen darf also nicht aussehen wie der Handyverkäufer um die Ecke, vielmehr braucht er ein mystisches Outfit. Jedenfalls eines, das der Zuschauer dafür hält. Je mehr Brimborium, umso magischer.
Wäre ich mit hellseherischen Fähigkeiten begabt, würde ich mich auch in silberbestickte Klamotten gewanden und mich mit Schmuck behängen. Meine Wohnung wäre mit Pentagrammen verziert und von dicken, halbabgebrannten Kirchenkerzen erleuchtet, die in silbernen Kandelabern stecken. (Mein Reizzentrum wäre begeistert…) Aber der Erwartungshaltung muß schließlich entsprochen werden.

Klamotten sind, wie wir alle wissen, aber nicht allein das Wichtigste. Auch der Habitus, der Auftritt, die Show ist von Bedeutung. Als sähe man das nicht schon oft genug im Berufsleben und im Alltag.

Vincent Raven hat es vorgemacht. Er murmelt unverständliche Worte in einer „geheimnisvollen“ Sprache, läßt dazu einen schwarzen Raben fliegen und faselt von der Anderswelt. Das ist eigentlich eher lustig und erinnert mich an die Scheibenwelt, aber er hatte Erfolg damit und gewann die erste Staffel.

Ully Loup tritt genau in diese Fußstapfen. Als niemals zwinkernder, lippenbebender, kahlköpfiger Psychoclown im schwarzen Mantel gruselt er ein wenig auf der Bühne rum, stellt sich in die Nähe schwarzer Magie, ist aber sonst – nach eigener Auskunft – auch nur ein Mensch. Gut, daß er das erwähnt hat. Und tatsächlich unfassbar!

Konkurrenz könnte ihm der bleiche Mann aus Bad Kreuznach machen. Mit dem geheimnisvollen Namen Waayatan (kein Magier heißt Hans-Jürgen, Gustaf oder Detlef), mit Federschmuck, langen Haaren und Lederhosen ist er schon mal rein äußerlich auf Erfolgskurs. Und als Erbindianer verbreitet er eine exotische Aura.

Unheimlich an all dem ist nur die Leichtgläubigkeit mancher Zuschauer. Magie ist immer ein Spiel mit Manipulation und es ist bei handelsüblichen Zauberern wie David Copperfield auch nett anzusehen. Aber bei den next Uri Gellers sind selbstverständlich keine cleveren Tricks die Basis, sondern echte magische Fähigkeiten. Es fehlt das ironische Augenzwinkern. Dadurch wirkt die Show auf einen aufgeklärten Menschen reichlich unfreiwillig komisch.

Bei Ully Loups Teddybärengeschichte jedenfalls konnte ich herzlich lachen. Er hat recht, wenn er sagt, daß er gewissermaßen ein Clown sei.

Wie das jemand ernst nehmen kann, ist mir allerdings ein Rätsel.

Ich bin ein Zwerg


Nun ja. Jedenfalls auf der Scheibenwelt. Ich wäre lieber der Tod. DANN DÜRFTE ICH IMMER IN GROSSBUCHSTABEN SCHREIBEN. Und überhaupt bin ich gar nicht so klein.

Ich bin ein Zwerg!
~Scheibenwelt Psychotest~

Gefunden bei cimddwc.