Mein Freund hat die Angwohnheit, manche Menschen, die er (auf die eine oder andere Weise, mich auf die einzig wahre, hoffentlich) liebt , mit „Dicker“ oder „Dicke“ zu bezeichnen. Gestern „gestand“ er mir, daß es ihm schon eine Weile auf den Lippen liege, auch mich so zu betiteln.
Nur wäre es bei mir reichlich uncharmant (weil wahr). Jetzt kann man natürlich darüber streiten, was schlimmer ist (für mich). So genannt zu werden oder NICHT so genannt zu werden (weil uncharmant). Um das vorweg zu nehmen: Es ist egal. Ich finde es grundsätzlich reichlich riskant, IRGENDEINE Frau, selbst (oder gerade) eine mit BMI <15 so zu bezeichnen. Denn, sind wir mal ehrlich, man kriegt wirklich JEDES weibliche Wesen mit einer Bemerkung, die nur in diese Richtung gehen muss, so klein wie eine Eizelle. Auch wenn sie es niemals zugeben würde.
Deshalb finde ich den Spruch von Sarah Silverman geradezu genial (weil wahr):
„Ist mir egal, ob ihr denkt, ich sei Rassistin. Ich will nur, dass ihr glaubt, ich sei dünn.“
Wobei man ihn universell abändern kann in „Ist mir egal, ob ihr denkt, ich sei [beliebiges Attribut einsetzen], Hauptsache ihr haltet mich für dünn.“
Und solange unsere (weibliche) Wahrnehmung auf die Du-darfst- oder Yogurette-Frau getrimmt wird, wird sich da auch nix ändern.
(Du-darfst-Frau: Gertenschlanke Frau steht vor dem Spiegel und presst mühsam Hautfalten zusammen, um Speckröllchen zu simulieren. Yogurette-Frau: Schlanke Frau joggt mit untergewichtigen Frau und beneidet diese.)