Das dümmste Märchen: Rumpelstilzchen


Als Kind mochte ich Grimms Märchen sehr und ich lese sie auch heute noch gerne (vor). Vorallem höre ich beim Lesen stets die wunderbare Erzählstimme von Hans Paetsch, der dutzende meiner Kinderkassetten mit „Rapunzel“, „Brüderchen und Schwesterchen“, „Die Gänsemagd“, „Der gläserne Sarg“ usw. besprochen hat.

Es gibt aber, da muss man ehrlich sein, haufenweise absolut dumme Märchen und es gibt Kinder, die bezüglich solcher berechtigte Fragen stellen. Eines der besonders blöden ist „Rumpelstilzchen„. Ich komme deshalb darauf, weil in der ARD kürzlich neben mehreren Märchen-Neuverfilmungen auch diesem diese Ehre zuteil wurde. Ich blieb beim Zappen hängen und da die ARD „Rumpelstilzchen“ sinnvoll abgeändert hat, damit es nicht ganz so dumm daher kommt, habe ich das Original gleich nochmal nachgelesen.

Und musste wieder den Kopf schütteln. Da kamen mir doch sogleich sämtliche Fragen aus meinen Kindertagen in den Sinn.

  • Warum prahlt ein armer Müller mit so einer hahnebüchenen Geschichte vor dem König? Würde sie stimmen, wäre er doch unermesslich reich und müsste dem König gar nicht sein Leid klagen?
  • Und wie kann man so absolut blöde sein, der Geschichte von der goldspinnenden Tochter zu glauben und sich nicht die Frage zu stellen, weshalb der Müller immer noch ein armer Müller ist?
  • Wieso nimmt jemand, der aus Stroh Gold spinnen kann, einen Ring bzw. ein Halsband (von einer armen Müllerstochter) als Entlohnung und verlangt nicht gleich das Kind? Und wieso wohnt so jemand in einem ollen Einödhof und braut bzw. backt selbst?
  • Was für ein Schloß ist das, in dem es haufenweise große Säle gibt, die mit Stroh bis zur Decke angefüllt sind?
  • Welche Frau möchte einen Gemahl, der sie zuvor unter Todesdrohungen zum Handarbeiten gezwungen hat?
  • Warum wird der König nach der Hochzeit plötzlich so bescheiden und verlangt keine Spinnereien mehr?
  • Wie kann man so doof sein und seinen Namen lauthals singen, noch dazu mit „ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“, wenn man doch weiß, dass man sozusagen eine Wette laufen hat, die sich ausschließlich um den Namen dreht?

So ziemlich alles falsch


Wenn man viel um die Ohren hat – so wie ich zur Zeit – dann gönnt man sich doch gerne eine Kaffeepause. Dazu kann man sich zuhause Kaffee aufbrühen oder in der Arbeit den Automaten bedienen. So richtig gediegen ist es aber, wenn man sich zu diesem Zweck eine entsprechende Lokalität sucht. Früher bezeichnete man Gastronomiebetriebe, die Kaffee servierten mit dem exotischen, weil fremdländischen Namen „Café“. Caafee… Mmmh… Melodisch und glückverheißend. Ein schönes Wort!

Das ist heutzutage ganz anders. Das Café ist für hippe Erwachsene ein No-Go. Wer möchte schon zwischen steinalten Omis Kaffee schlürfen, der am Ende im Kännchen serviert wird? Wo doch jeder weiß, Kaffee gehört in Pappbecher mit Plastikdeckel. Und darin abgefüllt heißt er dann auch gleich ganz anders: Coffee, Caffe Latte, Latte Macchiato, Frappuccino, Hazelnut Light oder French Press z.B. Kann ja nur besser schmecken als oller Kaffee.

Und wo trinkt man die trendigen Gesöffe? Nun ja. Meistens auf dem Weg zur Arbeit. „To go“ heißen die Zauberworte und meinen nicht, daß man erst einmal einen Kaffee braucht, um überhaupt laufen zu können. Wenn man tatsächlich Zeit erübrigen kann, kann man sich auch kurzfristig in einer durchgestylten Coffee Bar, in einem Coffee House oder gar in einem Coffee Shop niederlassen.

Was ich aber noch gar nicht kannte, das ist das Intern@t Coffee. Ja, Internet-Cafés sind mir bekannt, aber was zur Hölle ist ein Intern@t Coffee? Die Lokalität kann ja eigentlich nicht gemeint sein, Coffee ist die braune Brühe und nicht das Café. Und Intern@t, wofür steht das? Für ein besonders modernes Internat? Soll man das @ als A lesen? Oder als AT? Und was zum Teufel ist dann das Internatt Coffee? Eine schweizer Kaffeemarke? („Ei, das Heidi trinkt wieder das Internatt Coffee…“)

Ich hasse es, wenn Anglizismen verwendet werden, um völlig banalen Scheiß moderner oder internationaler darzustellen als er ist. Sale z.B. Auch so ein Reizwort. „Frühlings Sale“. Aaargh. Info Base, Counter, Service Point. Gnnnh!!! Und dann erst die ganzen Berufsbezeichnungen!! „Assistant Facility Manager“, „Vision Clearance Engineer“, „Listbroker“. „Food Designer“, „Environment Improvement Technician“. Hilfe!!

Beim Intern@t Coffee kommt erschwerend der vermeintliche Wortwitz hinzu. Der  nervt mich jedesmal, wenn ich am enstprechenden Schaufenster, in dem eben diese Leuchtreklame prangt, vorbeischlendere. Am liebsten würde ich den Laden stürmen, die Reklame runterreißen und wütend darauf rumtrampeln wie Rumpelstilzchen!!

Trau ich mich aber nicht. Und Verfehlungen dieser Art kann ich mir als Science Administrator, Academic Community Counselor und Human Resource Developer auch gar nicht erlauben.

Muss ich mich halt still ärgern. 😉