Piraten sollten Danke sagen!


Ich finde, die Piratenpartei sollte sich bei ihren zahlreichen Wahlhelfern bedanken, die den Siegeszug der Partei in den letzten Monaten erst ermöglicht haben. Denn, sind wir doch mal ehrlich. Noch im letzten Jahr hat keine Sau ein Wort über die Piraten verloren. Erst durch die ehrenamtlichen, unermüdlichen Einsatzkräfte, die mit Herzblut und höchster Anstrengung diese junge Partei in das Bewußtsein der Öffentlichkeit getragen haben, gewann die Piratenpartei zunehmend Sympathie, Anhänger und – wichtig (!) Mitglieder.

An vorderster Front sei genannt der an Leidenschaft und Engagement kaum zu übertreffende Wolfgang Schäuble. Unermüdliche hat sich der rollende Blitz für den Mitgliederzuwachs der Piratenpartei eingesetzt. Als Beispiel seien hier der Arbeitskreis Stasi 2.0 genannt, der zusätzlich zahlreiche Merchandisingartikel vertreibt sowie satirische Aktionen und Gesetzesentwürfe und -realisierungen, die das Volk an die Bedeutung ihrer Freiheitsrechte und die demokratische Grundordnung gemahnen sollen: Bundeswehreinsatz im Inneren, Vorratsdatenspeicherung, Internierungslager für Gefährder, um nur einige zu nennen. Uns Wolle, der subtile Störer, der faustische Pudelskern, der Wolfgang im Schäublepelz, ist einer der Grundpfeiler der Piratenpartei und eifrigster Aktivist in Sachen Politikunverdrossenheit.

Danke, Wolfgang Schäuble.

Nicht minder respektabel ist das Engagement der tapferen Mutter der Nation, unserer verehrten Familienministerin Ursula von der Leyen. Mit kühler Überlegenheit und vorausschauender Berechnung hat sie die Frauen dieser Republik aufgerüttelt, besonders die wertvollen und sonst schwer erreichbaren Akademikerinnen (nicht das Jacqueline-gebärende-Kroppzeug). Gehet hinaus und vermehret euch, hat sie sich auf die Fahnen geschrieben. Doch mit wem vermehrt sich die Akademikerin von heute? Genau! Mit Akademikern und viele von diesen sind Nerds, besonders die angehenden und vorallem die, die sich mit diesem frauenfremden Technikkram auseinandersetzen. In vollem Bewußtsein trieb unsere Ulla die weibliche Bevölkerung in die Arme solcher Männer, wohlwissend, dass Nerds selten kopulieren, da sie ja meistens im Netz rumhängen und somit weniger ihr Genmaterial, dafür aber ihr perfides Gedankengut in die Akademikerinnen von heute pflanzen. Besonderer Dank geht an dieser Stelle aber an ihren gnadenlos genialen Gesetzesentwurf zur Verschleierung von Straftaten. In mühsamer Kleinarbeit und zahlreichen Überstunden wurde ein Plan ausgearbeitet, der – wenn auch durchschaubar – so doch mit der klaren Intention geschaffen wurde, die  Netzaktivisten auf die Verletzlichkeit des freien Internets aufmerksam zu machen.

Frau von der Leyen, ohne Ihre Mithilfe gäbe es sicher tausende Sympathisanten der Piratenpartei weniger! Vielen Dank dafür!

Auch viele Mitarbeiter der herkömmlichen Medien sind an dieser Stelle zu nennen. Redakteure etwa, die durch absichtlich provokanten Dilettantismus die burgerverzehrenden Blogger, die iPhone-abhängigen Twitterer, die pizzaverschlingenden WoW-Spieler, mithin also die geschlechtsdebilen Internetaktivisten zu  hitzigen Diskussionen angeregt haben, Fernsehmoderatoren, die im gespielten Witz mit wunderbar satirischer Geistesgegenwart die unbekannten Phänomene der Neuzeit einem Publikum nahebringen wollte, das sich sonst nur für Kompressionsstrümpfe und Treppenlifte interessiert,  Journalisten, die Blitzaktionen mit ironischer Weisheit kommentierten, um sie fest im Bewußtsein der Bevölkerung zu verankern. Ihre subtile Mitarbeit bestärkte die Zielgruppe der Piratenpartei im politischen Engagement.

All diesen unermüdlichen Wahlhelfern ist bewußt, das noch ein langer Weg vor ihnen liegt. Aber im Laientum vereint, von der wilden Zerstörungswut der Grundfesten der Republik vorangetrieben, mit eitlem Spöttertum und radikaler Angst ausgestattet, werden sie auch in den nächsten vier Jahren alles daran setzen, die junge Piratenpartei in ihrem Aufstieg zu unterstützen.

Also, liebe Piraten, sagt mal schön Danke! Gehört sich so!

Abwrackprämie war gestern – Schweinegrippe ist heute


Um die Konjunktur zu stärken und die Bundesrepublik Deutschland sicher und nahezu verlustlos durch die Wirtschaftskrise zu führen, wurden in diesem Jahr innovative Wege beschritten.

In Testphasen wurde vorab herausgefunden, dass gezielt gesteuerte mediale Aufklärung unterschwellig ein beständiges Gefühl der Bedrohung anwachsen lässt, so dass heute kaum außer Frage steht, dass sich jeder Bundesbürger bewusst ist, jederzeit einem Terroranschlag zum Opfer fallen zu können. Positiv zu bewerten auch das dadurch anwachsende Misstrauen gegenüber suspekten Religionsgemeinschaften und Menschen anderer Hautfarbe sowie nicht konform wirkendem Kleidungsstil.

Als wünschenswerte Begleiterscheinung steigerte sich auch das Unbehagen gegenüber Andersdenkenden, die noch nicht den Terroristen zuzordnen sind, aber aufgrund einer hervorragenden und erfolgreichen Kampagne der Bundesregierung als pädophile potentielle Amokläufer entlarvt wurden.

Mit minimalem Aufwand wurde nun kürzlich ein Grippevirus in die Bundesrepublik importiert. Marketingstrategen und -kreative starteten mit breiter Unterstützung der Medien sofort eine weit angelegte Kampagne, um die Krankheit erfolgreich zu propagieren. Namen wie „Grippe“, „Grippeerreger xy“, „Südamerikanische Grippe“, „Mexiko Grippe“ usw. waren zu positiv behaftet bzw. wirkten nicht massenwirksam, weshalb man den kreativen Geist bemühte und so nach kurzer Zeit bereits den idealen Namen gefunden hatte: „Schweinegrippe“. Im Bundle mit „Pandemie“ und „Globaler Seuche“ war die ideale Komposition gefunden.

Wirtschafts- und Politikexperten hatten vorab der Bundesregierung die positiven Effekte einer Massenphantominfizierung in einer fundierten Expertise vorgelegt. U.a. seien diese:

  • Subventionierung der Pharmaindustrie durch sprunghaften Anstieg der Verkäufe von Grippemitteln
  • Subventionierung der Pharmaindurstrie durch Erstellung eines Impfstoffs
  • Breite Unterstüztung im laufenden Wahlkampf durch großzügige Zuwendungen der Pharmaindustrie
  • Kostenlose Massenerprobung des Impfstoffes an der Bevölkerung
  • Dadurch Schaffung von mehr Arbeitsplätzen durch eine Fehlerrate der Impfung von 10%
  • Langfristig positive Auswirkung auf den Arbeitsmarkt durch Spätfolgen
  • Subventionierung der Krankenkassen für das finanzielle Mehraufkommen durch Massenimpfungen
  • Breite Unterstützung im laufenden Wahlkampf durch die Krankenkassen

Ein weiterer positiver Aspekt ist die Wahrnehmungsverschiebung der Bevölkerung. Inhaltslose Parteiprogramme und unhaltbare Wahlversprechen stehen kaum im Fokus der Aufmerksamkeit.

Die Kampagne ließe sich zudem erfolgreich ausbauen. So könne man beispielsweise im Rahmen einer Massenimpfung Datenerfassung betreiben und gegebenenfalls den Schweinegrippevirus durch Medienkampagnen als ein Werk terroristischer Islamisten erscheinen lassen. Erfolgversprechend könne auch die gezielte Infizierung subversiver Elemente sein, eventuell bereits zum anstehenden Bundestagswahltermin, um den Urnengang freiheitlich-demokratischer Terroristen zu unterbinden.

Internet-Geeks, Freaks, Nerds? Ja, aber…


…momentan vorallem PR-Noobs. Die Rede ist von den Mitgliedern der Piratenpartei. Ich weiß nicht, ob die sowas wie einen PR-Berater haben. Eine(r), der/die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Gerade jetzt, wo diese relativ neue Partei von allen Seiten beschossen wird (was nur als Kompliment anzusehen ist und größtenteils auf der Angst der Mitparteien beruht), ist das enorm wichtig.

Meine Empfehlung wäre, eine riesige Kampagne zu starten, die da heißt: Löschen statt sperren! Die gibt es schon, bzw. der Ansatz ist schon da. Man findet dazu eine Internetseite und Demos wurden auch veranstaltet (siehe hier).

Aber das reicht nicht! Man muss in diesem Land brüllen, um gehört zu werden! Wie bei der Erziehung kleiner Kinder muss man wichtige Dinge einfach zig-mal wiederholen!

Dazu holt man sich noch diverse Schutzbunde ins Boot und überhäuft die Medien penetrant mit der Aussage, dass man sich für die Löschung von kinderpornographischen Inhalten einsetzt und die beschlossene Sperrung als ineffizient ansieht, weil sie leicht umgangen werden kann und der Zensur Tür und Tor öffnet, da sie kaum einer nennenswerten Kontrolle unterliegt. (Fettgedrucktes laut und vehement ins Mikrophon zornen).

Die Sache mit der Zensur ist, das muss einem bewußt sein, für die allermeisten potentiellen Wähler, ganz sicher aber für die Medien (obwohl es die am dringendsten etwas angeht) viel zu hoch. Letztere hören „Sex“ und das überblendet alles. Besser als „Pandemie“ und fast so schön wie „Terrorismus“.

Da sich daran nichts ändern wird und um Schaden zu begrenzen, sollte die Piratenpartei den Fokus nun auf die Kipo-Angelegenheit richten. Das heißt nichts anderes, als den Spieß umdrehen. Damit solche Passagen mit Gschmäckle verschwinden:

„Tauss legte nach Bekanntwerden der Vorwürfe seine Parteiämter nieder und wechselte später von der SPD zur Piratenpartei, die sich gegen das Sperren von Internet-Seiten zum Beispiel mit kinderpornografischen Inhalten einsetzt.“
(Quelle: FAZ)

Und gegen solche ersetzt werden:

„Tauss legte nach Bekanntwerden der Vorwürfe seine Parteiämter nieder und wechselte später von der SPD zur Piratenpartei, die sich für das Löschen von Internet-Seiten mit kinderpornografischen Inhalten einsetzt.“

Hört sich schon ganz anders an, nicht? Und vielleicht käme dann auch mal irgendein Journalist mit einem IQ von über 100 (sind ja selten geworden) auf die Idee, zu hinterfragen, warum ein angeblich Pädophiler einer Partei beitritt, die sich für die Löschung von kinderpornographischen Seiten einsetzt. Denn die Sperre kann ein internetaffiner Mensch wie Tauss locker umgehen. Stimmten die Vorwürfe, wäre es strategisch sinnvoller gewesen, der Leyerschen Sperre zuzustimmen, statt als Einzelkämpfer mit hartem Vorwurf im Rücken dagegen zu plärren. Hätte jedenfalls besser ausgesehen. Und Zugriff auf entsprechende Webseiten hat man schließlich trotz Stoppschild.

Aber so weit reicht der Horizont der modernen Journalisten nicht. Genauso wenig wie der mancher Mitbürger, die von der Unschuldsvermutung noch nie etwas gehört zu haben scheinen. Komischerweise höre ich Vorverurteilungen überwiegend von Männern, also von der Personengruppe, die doch eigentlich wissen oder zumindest eine Vorstellung davon haben müsste, wie sehr der Ruf beschädigt und das Leben zum Alptraum wird, wenn sie der unbewiesene Vorwurf sexueller Gewalt oder sexuellen Missbrauchs trifft.

Tödliche Schweinegrippe: Warum die Medien in Gefahr sind


Die Schweinegrippe, die uns nach Menschen-BSE, Vogelgrippe und SARS einmal mehr komplett auslöschen wird, kann die Weltwirtschaftskrise, die uns in naher Zukunft zu brandschatzenden Horden mutieren lässt, deutlich verschärfen.

Weniger problematisch wird sich nach Expertenmeinung der Ausfall der Arbeitskraft erweisen. Gefährdet sind nach neuesten Studien vorallem Menschen und Hartz-IV-Empfänger, deren Immunsystem durch übermäßigen Tabak- und Alkoholkonsum geschwächt ist und die aufgrund dessen zusätzlich in unhygienischen Verhältnissen leben.

Aufatmen im Wirtschaftsministerium?

Bedauerlicherweise nein. Die Schweinegrippe könnte weltweit zu einer Krise am Absatzmarkt für Schweinefleisch führen. Führende Wirtschaftsexperten warnen vor Gewinnverlusten großer Lebensmittelkonzerne von bis zu 2,5%. Massenentlassung seien zu erwarten. Die Börse hat bereits reagiert.

Schuld an dem Debakel ist der diskriminierende Name. Versuche, die tödliche Pandemie umzubenennen, bspw. in mexikanische Grippe oder Amerikagrippe, scheiterten an Einwänden der Medien.

„Wir haben einen informativen Auftrag.“ so Hubertus P., Chefredakteur einer großen Zeitung. Und weiter führt er aus, die Bevölkerung dürfe nicht im Ungewissen gelassen werden, weshalb es seine Redaktion sehr ernst nähme, objektiv über die Terrorgrippe zu informieren. Panikmache sei da fehl am Platze, meint Hubertus P. Die neue Pest interessiere nun einmal mehr als das aktuelle Tagesgeschehen. Aus gutem Grund, schließlich habe die Todesgrippe bereits Deutschland erreicht.

Es wäre unverantwortlich, den Namen der tödlichen Schweinepest etwa in amerikanische Grippe umzuändern und somit die Bevölkerung denken zu lassen, die Terrorseuche wäre mit einer normalen Grippewelle zu vergleichen. Eine solche Verharmlosung diene niemandem, sagt Hubertus P. und verweist auf unverantwortliche Aussagen sogenannter Virologen, die von unverhältnismäßiger Aufregung sprechen.
Er könne Kollegen nicht verstehen, die solchen vermeintlichen Experten Raum für ihre Äußerungen gäben.  Das diskreditiere den gesamten Berufsstand. Die Todespandemie könne somit dem Journalismus indirekt schweren Schaden zufügen.

Bleibt zu hoffen, daß dem nicht so ist. Schließlich zeigt uns der Schweineterror einmal mehr, wie wichtig mediale Aufklärung ist. Und so lautet das Fazit des Redakteurs denn auch: „Schwarze Schafe die mit reißerischen Artikeln vorallem finanzielle Interessen verfolgen, wird es immer geben. Wir Journalisten, die wir uns im Dienste der Menschheit sehen und schlichte Aufklärungsarbeit über die tödliche Schweineseuche betreiben, dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen.“

Die außergesellschaftliche Verortung von Einsamkeit


Oder so ähnlich. Manche Sätze muß man ja zwei-, dreimal lesen, bevor man ansatzweise versteht, was gemeint sein könnte. Besonders in wissenschaftlicher Literatur findet man häufig Konstrukte, manche sogar seitenlang, deren Sinn man einfach nicht entschlüsseln kann.

Mein ehemaliger Professor für Arbeitsrecht sagte einmal, wer sich nicht klar ausdrücken könne, der verwende möglichst viele Fremdworte. Ein paar hielten sich daran und erhielten Punktabzug. Muhahaha. (Geschadet hat es aber nicht. Sind heute sicherlich alle Anwälte und Richter.)

Eine nützliche Empfehlung gab uns auch ein Strafrechtsprofessor mit auf den Weg: „Schreiben Sie so klar und verständlich, daß es auch der lezte Depp verstehen kann. Immerhin haben Sie es zukünftig bevorzugt mit Juristen zu tun.“

Das hat dieser Journalist/Autor wohl versäumt:

„Bei Politikern, so scheint es, ist die Behauptung von Einsamkeit die letztmögliche Form eines heroischen Habitus. Der beständigen öffentlichen Kritik ausgesetzt, entzieht sich der Politiker ihr mit der Suggestion einer einsamen Charaktertiefe, die nur außerhalb der Gesellschaft zu verorten sei.“ (Quelle)