Privatisierte Klos dank Studiengebühren


Zu meiner Zeit waren Forschung und Lehre noch frei, sprich for free. Das Studium war also kostenlos. Kostenlos bedeutete übrigens, daß ein Studium Anfang der 90er Jahre so um die 60.000 DM teuer war, sofern man nicht makrobiotischer Asket mit Wohnsitz im Hörsaal war. Dann wäre man vielleicht auch mit 10.000 DM durchgekommen.

Irgendwann blickte die Politik dann über den großen Teich und voll Unverständnis ins Gesetz. Ne, sagten die Männer und Frauen, die ihr Studium selbst noch in kurzen 15 Semestern und ohne einen Cent bzw. Pfennig zu bezahlen absolvierten (oder nicht), wieso kostet das Erlangen einer höherqualifizierten Ausbildung eigentlich nichts? Was fällt den Ärzten, Atomphysikern und Weltformelerfindern von Morgen ein zu glauben, im Leben würde ihnen etwas geschenkt?

Und so keimte die Idee, es anderen Ländern gleichzutun, und das Studium mit einem halbjährlichen Salär zu belegen. Schlau, wie Politiker bekanntlich sind, bot man allerdings nicht die Gegenleistung, die man bspw. in den Staaten oder in Großbritannien für eine Hochsschulausbildung bekommt. Nö, das wäre ja, das wäre, hm, wie heißt das Wort noch gleich? Ach ja, gerecht.

Selbstverständlich band man die Geldsummen größtenteils per Hochschulgesetz an einen vorgegebenen Zweck. Das muß man schon anmerken. Semestergebühren dürfen bspw. nicht dazu verwendet werdet, die Büros einer Stadtverwaltung mit Flachbildschirmen auszustatten oder die Straße zu sanieren, die zum Haus des Bürgermeisters führt. Nein, die Summen sollten in Forschung und Lehre eingehen.

Das ist natürlich furchtbar schwammig ausgedrückt und von keinem Hochschulgremium zu verstehen. Man muß nur kurz überlegen, wer in solchen Gremien sitzt: Haufenweise Juristen und denen kannst Du mit so unpräzisen Angaben nicht kommen. Unterstützen Yucca-Palmen in den Hörsälen nicht auch Forschung und Lehre? Sieht doch netter aus und verbessert das Uni-Klima! Und als Professor sollte man doch einen bequemen Plüschsessel im Sprechzimmer stehen haben. Wer ausgeruht in die Vorlesung schreitet, unterrichtet sicher besser.

Um solche Merkwürdigkeiten zu unterbinden, sitzen in den Gremien auch Studenten. An manchen Hochschulen stellen sie sogar die Mehrheit.

Das ist natürlich blöde. Am Ende fordert das Studentenpack bessere Lehrmittelausstattung oder gar mehr Dozenten!

In Bonn hatten die Vertreter der Studenten jedenfalls gar kein Verständnis dafür, daß die Gelder aus den Studiengebühren in die Sanierung der Toiletten investiert werden sollten. Dabei ist doch völlig einleuchtend, daß ein funktionstüchtiges Klo definitiv zur Verbesserung der Studienbedingungen beiträgt!

Aber da wird doch tatsächlich von Seiten der Studenten gegenargumentiert, Toiletten gehören zur Grundausstattung und die Renovierung müsse daher das Land finanzieren! Wie jetzt, zur Grundausstattung? Das wäre ja so, als würde man von einer Mietswohnung erwarten, dort ein Badezimmer vorzufinden ohne dafür den Sanitärinstallateur bezahlen zu wollen! Das ist ja, also das ist, wie soll man sagen? Völlig unangemessen?

Nun, die Studenten kamen mit dieser Argumentation tatsächlich durch. Aber, ätschbätsch, so leicht läßt sich eine Hochschulverwaltung doch nicht abservieren! Damit die doofen Hochschüler gleich mal lernen, wie es im wahren Leben läuft, reifte im Bonner Unisenat ein wahrhaft genialer Plan! Die stinkigen Klos werden jetzt nämlich von einer Firma saniert, die nach der Renovierung den Toilettengang mit einer Maut belegen darf.

Tja, das haben die aufmüpfigen Studenten nun davon! Jetzt müssen sie für einmal Pissen blechen! Und wenn in Bonn demnächst die Parkplätze der Lehrstuhlleitung mit vergoldeten Tafeln versehen werden, wird der AStA nicht mehr aufmucken! Muhahaha! Und wem’s nicht paßt, der kann ja eine Schreinerlehre machen. Dafür wird man sogar bezahlt! Wer braucht schon gut qualifizierte Ärzte, Wissenschaftler oder Lehrer? Deutschland sicher nicht.