Ich schicke voraus, das Barack Obama das nie gesagt hat. Aber was wäre, wenn? Was, wenn der designierte Präsident der USA sich an ein Rednerpult stellt und verkündet: „Hey, Leute, die Diskriminierung der Schwarzen ist doch ein alter Hut. Das gibt’s schon lange nicht mehr. Schaut mich an! Ich bin Präsident geworden – obwohl ich schwarz bin!“
Wieviele Schwarze würden ihm wohl zustimmen?
In der Tat hat Barack Obama viel erreicht. Für ihn mag Diskriminierung eine untergeordnete Rolle spielen. Ich glaube es nicht und betrachtet man z.B. die Entgleisung von Berlusconi, wäre eine solche Mutmaßung auch reiner Hohn. Allein die Tatsache, daß wir es alle so unglaublich finden, daß ein Schwarzer ein so hohes Amt errungen hat, ist Diskriminierung in Reinform.
Umso trauriger stimmt es mich, wenn ich folgendes lese:
“Feminismus liegt mir nicht. Ich fühle mich durch mein biologisches Geschlecht nicht benachteiligt und ich denke auch nicht, dass es notwendig ist, heute die Rechte der Frau zu betonen – Emanzipation ist gestorben: wenn jeder, ungeachtet des Geschlechts, tun und lassen kann was er mag, brauchen wir sowas nicht mehr.”
Quelle Gefunden via Gedankendeponie.
Nichts in dieser Welt ist so unsicher wie die Sicherheit. Das Leben ist ein fortwährender Kampf um die Freiheit – in jeder Hinsicht. Wir wägen uns in trügerischer Stagnation, im Ziel womöglich, aber die Geschichte und auch die Gegenwart lehren uns doch täglich das Gegenteil. Die Sklaven von heute können die Herren von morgen sein, die Unfreien die Freien, die Armen die Reichen – und das gilt auch stets andersrum. Es gibt keine Position, die einem etwas garantiert – nirgendwo!
Im Mikrokosmos des eigenen Lebens wirkt vielleicht alles heil, aber das ist es nicht. Wie sieht es mit dem Feminismus, der Gleichberechtigung, der Emanzipation in unserem Land aus? Verdienen Frauen denn nicht noch bedeutend weniger als Männer in gleichen Positionen? Wieviele Frauen haben wir denn in Führungspositionen? Wievielen Frauen gehört das Kapital in Deutschland? Wieviele alleinerziehende Frauen krebsen mit Hartz-IV dahin, weil sie auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben? Wie sehr wird Kindererziehung überhaupt honoriert? Wie frei sind wir? Wie frei war Morsal, die in Hamburg abgeschlachtet wurde?
Und was, wenn man über den Tellerand hinaussieht, in die weite Welt? Wie frei sind die Mädchen, deren Genitalien verstümmel werden? Wie frei die Frauen, die Vergewaltigungen verschweigen müssen, um nicht geächtet zu werden?
Geht uns das nichts an?
Oh doch. Es geht uns etwas an. Feminismus, Emanzipation geht jeden Menschen auf dieser Welt etwas an. Ebenso wie uns jedwede Diskriminierung etwas angeht.
Im Freiheitskampf gibt es niemals eine Stagnation, niemals ein Innehalten.
Und ich betone gerne, daß Feminismus und Emanzipation NICHT bedeutet, Männer zu verachten oder zu diskriminieren. Das ist eine fehlgeleitete Anicht, deren Basis der Hass ist. Ohne Mithilfe vieler mutiger Männer hätten wir in der überschaubaren westlichen Welt keinen Standpunkt erreicht, der uns zumindest ermöglicht, Diskriminierung zu erkennen und dagegen anzukämpfen.
Feminismus ist der Anspruch auf Respekt, auf Menschenwürde. Diesen erreicht man nicht durch Gleichmacherei, nicht durch Umkehrung der Verhältnisse und auch nicht durch Aufbrechen der Rollenverteilung.
Klischeevorstellungen müssen verschwinden, Vorurteile müssen abgebaut werden und die Erkenntnis muss sich breit machen, daß wir keine Feinde sind, daß wir unterschiedlich sind und uns trotzdem perfekt ergänzen können. Wir brauchen keine Angst voreinander zu haben.
Der Weg dahin ist noch lang und im Grunde genommen hat er gar kein Ziel. Die Welt ist ungerecht, und der Kampf um Freiheit ist kein Kampf der Frauen. Es ist unser aller Kampf.
Wir dürfen niemals schweigen, wir dürfen nichts als gegeben hinnehmen, wir alle müssen unsere Rechte stets betonen, denn es wird immer jemanden geben, der sie zu untergraben versucht.
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