Playmobil vs. Play-BIG


Letzte Woche ist der Playmobilerfinder Hans Beck gestorben. Ihm verdanke ich sicherlich die schönsten Spielstunden meiner Kindheit. Ich habe Playmobil nämlich geliebt, gesammelt, gehortet.

Die erste Figur bekam ich 1977, eine Putzfrau, entsprechend meinem damaligen Berufswunsch. Jaja, nicht lachen. Im übrigen habe ich zum Ende meines Jurastudiums immer noch desöfteren überlegt, ob ich nicht lieber eine Reinigungsfirma eröffne. Aus beidem ist glücklicherweise nichts geworden. 🙂 Naja, stimmt nicht ganz. Das Jurastudium hat mir meinen jetzigen Job verschafft und putzen muß ich trotzdem, wenn auch nur zuhause. Aber das nur am Rande.

Vielleicht erinnert sich ein älterer Leser/eine ältere Leserin noch an das Konkurrenzprodukt zu Playmobil: Play-BIG. Die Figuren waren im Gegensatz zu Playmobil größer und detailierter. Aus irgendeinem Grund setzte sich am Markt allerdings das einfachere Playmobil durch (trotz Rechtsstreit, der zuungusten von Playmobil ausging). Vielleicht war es die kindliche Grausamkeit: „Wääh, der spielt mit Playbig! Loser!“ Wobei 1977 keiner „Loser“ sagte. Eher „Blödmann“ oder sowas in der Art.

In den Zeiten der Ölkrise ließ die Qualität von Playmobil nach. Verkrüppelte Hände waren die Folge. Ich habe etliche Figuren, die im wahrsten Sinne gehandicapt sind. Doch das hinderte Playmobil nicht daran, seinen Siegeszug anzutreten.

Die Figuren waren anfangs noch ganz einfach gehalten. Keine beweglichen Hände, keine weiblichen Figuren mit Brüsten. O Gott nein. Nicht mal Kinderfiguren gab es. Die Playmobilwesen waren alterslos und trugen quasi Mao-Anzüge und -Frisuren. Die männlichen im einfarbigen Dress mit Fransenhaarschnitt, die weiblichen mit Hängerchen und Bob. Blonde Haare waren bei letzteren total selten.Ich besitze trotz hunderten von Figuren nur EINE Blondine.

Die Perücken konnte man umstecken, glücklicherweise. Ich trug schon immer lieber Hosen und wollte das auch bei meinen Playmobilfiguren so halten. Also Haare aufgesteckt und zack, hatte man eine weibliche Figur im Hosenanzug.

Zwischenzeitlich gab es auch bemalbares Playmobil. Das mochte ich besonders. Vorallem weil die von Playmobil vertriebenen Malstifte so schön (giftig) nach Kokos rochen. Ganze Heerscharen von Kindern schnüffelten in den 70er und 80er Jahren an Playmobilstiften!

Als ich längst dem Spielalter entwachsen war, mußte ich erfahren, daß meine ganze glückliche Playmobilkindheit auf einer Lüge basierte! Jawohl! Das versetzte mir einen enormen Schock, von dem ich mich bis heute nicht erholt habe! Grund war diese altertümliche Villa, die irgendwann, ich glaube, es waren schon die 90er Jahre, auf den Markt kam. Der Werbeslogan dazu lautete: Playmobil – Endlich auch für Mädchen! Öh, hallo? War ich etwa kein Mädchen? Und dürfen Mädchen nicht mit Cowboys und Indiandern, Raumstationen, Rittern und Bauernhöfen spielen?

Ich tat es jedenfalls gerne. Und geschadet hat es nicht.

Oktarines Licht im Fernsehen


Wenn ich mir so die Suchbegriffe hier und auf Tuedelkram anschaue, dann fällt mir auf, daß überdurchschnittlich oft nach Ully Loup gesucht wird. Falls dir dieser Name kein Begriff ist, spricht das übrigens nur für deinen guten (Fernseh-)Geschmack, denn Ully Loup ist – du ahnst es schon – Anwärter auf den Uri Geller Thron.

Gemessen an den Suchanfragen hat er gute Chancen. Das Interesse an ihm scheint groß zu sein. Schon in der letzten Show dachte ich mir, daß DIE magic men am besten ankommen, die auf der Bühne hauptsächlich einen Verkleidungszirkus aufführen. Schlips und Anzug kommen nicht gut. Samtjacke, Indianerkluft, Todesamulette sind dagegen von Vorteil.

Der Magier in unseren Augen darf also nicht aussehen wie der Handyverkäufer um die Ecke, vielmehr braucht er ein mystisches Outfit. Jedenfalls eines, das der Zuschauer dafür hält. Je mehr Brimborium, umso magischer.
Wäre ich mit hellseherischen Fähigkeiten begabt, würde ich mich auch in silberbestickte Klamotten gewanden und mich mit Schmuck behängen. Meine Wohnung wäre mit Pentagrammen verziert und von dicken, halbabgebrannten Kirchenkerzen erleuchtet, die in silbernen Kandelabern stecken. (Mein Reizzentrum wäre begeistert…) Aber der Erwartungshaltung muß schließlich entsprochen werden.

Klamotten sind, wie wir alle wissen, aber nicht allein das Wichtigste. Auch der Habitus, der Auftritt, die Show ist von Bedeutung. Als sähe man das nicht schon oft genug im Berufsleben und im Alltag.

Vincent Raven hat es vorgemacht. Er murmelt unverständliche Worte in einer „geheimnisvollen“ Sprache, läßt dazu einen schwarzen Raben fliegen und faselt von der Anderswelt. Das ist eigentlich eher lustig und erinnert mich an die Scheibenwelt, aber er hatte Erfolg damit und gewann die erste Staffel.

Ully Loup tritt genau in diese Fußstapfen. Als niemals zwinkernder, lippenbebender, kahlköpfiger Psychoclown im schwarzen Mantel gruselt er ein wenig auf der Bühne rum, stellt sich in die Nähe schwarzer Magie, ist aber sonst – nach eigener Auskunft – auch nur ein Mensch. Gut, daß er das erwähnt hat. Und tatsächlich unfassbar!

Konkurrenz könnte ihm der bleiche Mann aus Bad Kreuznach machen. Mit dem geheimnisvollen Namen Waayatan (kein Magier heißt Hans-Jürgen, Gustaf oder Detlef), mit Federschmuck, langen Haaren und Lederhosen ist er schon mal rein äußerlich auf Erfolgskurs. Und als Erbindianer verbreitet er eine exotische Aura.

Unheimlich an all dem ist nur die Leichtgläubigkeit mancher Zuschauer. Magie ist immer ein Spiel mit Manipulation und es ist bei handelsüblichen Zauberern wie David Copperfield auch nett anzusehen. Aber bei den next Uri Gellers sind selbstverständlich keine cleveren Tricks die Basis, sondern echte magische Fähigkeiten. Es fehlt das ironische Augenzwinkern. Dadurch wirkt die Show auf einen aufgeklärten Menschen reichlich unfreiwillig komisch.

Bei Ully Loups Teddybärengeschichte jedenfalls konnte ich herzlich lachen. Er hat recht, wenn er sagt, daß er gewissermaßen ein Clown sei.

Wie das jemand ernst nehmen kann, ist mir allerdings ein Rätsel.