Evolutionäre Religion


Ich frage mich oft und wundere mich auch darüber, wie man aus einem 100.000 Jahre alten menschlichen Kieferknochenfragment herauslesen kann, dass die Person sich das Gesicht mit Lehm beschmiert hat, um Feinde zu erschrecken, dass sie Ihre Haar geflochten hat oder Fellschuhe trug. Noch absurder finde ich die wissenschaftlichen „Erkenntnisse“ bezüglich des Verhaltens. Da werden die wildesten Thesen aufgestellt, manchmal abgenickt, meistens verworfen.

Mal konnte der Neandertaler sprechen, mal nicht. Irgendwer sprach im Intelligenz zu, die ihm andererweitig wieder aberkannt wurde. Er soll einen Glauben gehabt haben, aber logisch denken konnte er auch. Womöglich hat er sich auch mit dem HSS vermischt. Vielleicht aber auch nicht. Gevögelt haben sie alle von hinten. Oder von vorn, denn da konnten sie sich in die Augen sehen. Und intelligente Lebewesen treiben es mit Augenkontakt, um ihre sozialen Bindungen zu stärken.

Kulturevulotion dank Missionarsstellung sozusagen.

Jede These, die ein Wissenschaftler in einer unpräzisen Wissenschaft aufstellt, stellt er in dem Bewußtsein auf, etwas bestimmtes beweisen zu wollen, das er bisher nur vermutet. Die Vermutung beruht dabei immer auf persönlichen, individuellen Ansichten, Erfahrung, religiöser Prägung und Erziehung, sie ist manchmal die einzige Motivation, die These überhaupt aufzustellen.

Es ärgert mich immer wieder, wenn solche Thesen mit Scheinbeweisen untermauert und als Tatsachen dargestellt werden.

Man stelle sich unsere Nachkommen in 100.000 Jahren vor oder Außerirdische, die unseren Planeten besuchen. Die einzigen Relikte, die sie finden, sind eine CD von Scooter und die Ruinen der Freiheitsstatue. Hat der Frühzeitmensch sich also mit einfachen Rhythmen in Ekstase getanzt, um einer Feuergöttin zu huldigen? Oder hat er diese Musik als Waffe benutzt und Lady Liberty war ein gigantisches Grabmal oder gar ein rudimentärer Kampfroboter? Wenn in Zukunft eine 500.000 Jahre alte Landmine gefunden wird,  war „der Mensch“ dann sehr kriegerisch und agressiv? Wenn als einziges das Gemälde „Der Mann mit dem Goldhelm“ übrig bleibt, trug „die Menschheit“ also Goldhelme und war künstlerisch außerordentlich begabt?

Was schließen wir also aus ein paar Höhlenmalereien und Feuerstätten? Dass die Männer Mammuts gejagt haben und die Frauen das Feuer hüteten? Dass mit Keulen auf den Nachbarn eingedroschen wurde, weil er die eigenen Jagdpfründe gefährdete? Schnappen wir deshalb Artgenossen gern den Parkplatz weg, sofern wir uns evolutionär bedingt mit dem Einparken nicht schwer tun?

Manche Theorien sind bisweilen gefährlich, manche hemmend. Unser Verhalten mit dem vermeintlichen Tun und Lassen der Urmenschen begründen zu wollen, ist auch eine bequeme Ausrede für konservative und traditionelle Denkstrukturen. Wir verhalten uns auf eine bestimmte Weise, weil wir schon immer so waren. Evoultion ist also etwas, was uns von außen passiert, nichts, was wir beeinflussen können? Das ist eine traurige Vorstellung von Schicksal. Und nicht weit entfernt von verschiedenen religiösen Strömungen.

Ich bin Kriegerin des Lichts!


Anna ist Ende 50 und eine sehr religiöse Frau. Sich selbst würde sie niemals so bezeichnen, denn Religion ist in ihren Augen etwas für angestaubte Eunuchen. Sie dagegen ist modern und frisch. Ihr Gott hat viele Gesichter. Vorallem ist er aber eines: pure Energie. Sie ist umgeben von Engeln, mit denen sie spricht und die sie begleiten. Sie ist eine Kriegerin des Lichts, die der Welt helfen wird, im Jahr 2012 einen Wandel zu vollziehen. Sie bereitet den Aufstieg der Menschheit vor.

Anna hat früh geheiratet und Kinder bekommen. Eigentlich wollte sie das nicht, aber die Kinder verschafften ihr Anerkennung. „Du bist eine gute Mutter, Anna.“ sagten die Leute. Und Anna fühlte sich bedeutsam.

Gelernt hat sie nichts. „Frauen heiraten doch.“ hieß es in ihrer Familie. Und es sind ja Kinder da, um die sie sich zu kümmern hat. Ihr Mann betrügt sie. Er ist ja auch noch jung. So ist das mit den Männern. Anna will sich aber auch selbst finden, ihr Leben ordnen. Als erstes trennt sie sich von ihrem Mann. Da ist sie 20.

Sie fühlt sich überfordert. Ihr Leben ist so sinnlos. Sie sitzt in einem Zimmer und sieht den Kindern beim Spielen zu. Sie spricht in Babysprache. Wann hat sie sich das letzte Mal mit einer Freundin unterhalten? Wann ist sie ausgegangen? Anna denkt an Selbstmord.

Als sie ihn kennenlernt, weiß sie sofort, dass es nicht die große Liebe ist. Aber sie braucht einen Versorger. Sie ist jetzt über 30 und hat die wechselnden Bekanntschaften satt. Anna heiratet Carlo und bekommt bald darauf ein Kind.

Carlo ist ein Pascha. Seine Rollenvorstellung sind klar definiert. Sobald er die gemeinsame Wohnung betritt, wird er nicht einen Finger rühren. Anna dagegen arbeitet rund um die Uhr. Sie versorgt die Kinder, kümmert sich um das Baby, geht Einkaufen, kocht und säubert die Wohnung. Sie schläft nur noch vier Stunden, Freundschaften vernachlässigt sie. Zum Denken kommt sie gar nicht mehr. Wieder plagen sie Suizidgedanken.

Die großen Kinder sind endlich aus dem Haus. Anna fühlt sich ein wenig entlastet. Sie beginnt sich für die Natur zu interessieren. Sie besucht Bioläden und setzt sich mit den Antroposophen auseinander. Ein wenig Zeit hat sie, um zu lesen. Im alternativen Buchladen findet sie Silberbirkes Rede und ein Buch über die menschliche Aura. Ausgehungert verschlingt sie jedes Wort.

Anna hat sich eine kleine Bibliothek zusammengespart, indem sie kleine Beträge von dem ihr zugewiesenen Haushaltsgeld abzwackt. Sie ist stolz auf ihre Bücher über Meditation, Bewußtseinserweiterung, Auralesen, Zahlenorakel, Naturphilosophie. Eines Tages ersteht sie ein weiteres Werk. Es geht um Engel. Anna fühlt sich verstanden. Die Wahrheit strömt aus diesem Buch. Sie findet wieder, was sie selbst beobachtet hat. Alles ist nun schlüssig.

Sie ist jetzt fast 50. Eigentlich ist es doch zu spät. Aber warum nicht? Sie ist gegen Abtreibung. Also wird sie das Kind bekommen. Sie nennt es Gabriel.

Anna fühlt, wie sie Macht durchströmt. Sie ist von den Engeln beseelt, vom göttlichen Licht durchflutet. Sie ist eine Hellseherin, kann Astralreisen unternehmen und mit Tieren sprechen. Sie ist frei. Solange sie sich in ihrem Universum befindet.

Gabriel ist ein Indigokind. Er wird ein Gott. Allmächtig und unsterblich. Er wird die Welt retten. Anna weiß das und bereitet Gabriel darauf vor.

Ihre Familie benimmt sich merkwürdig. Es kommt häufig zum Streit. Der Älteste will nichts von ihren Engelsbotschaften wissen. Sie ist ratlos. Dabei ist er doch auch auserwählt. Vielleicht wird er von den Engeln geprüft. Die Tochter ist in einem anderen Land. Alles begründet und erklärt sie mit ihrem bärtigen Gott. Anna hasst den bärtigen Gott und bekehrt ihre Tochter zu den Engeln.

Carlo und der mittlere Sohn werden immer aggressiver. Anna fühlt die bösen Kräfte der Ungläubigen. Sie werden bestraft werden. Das weiß Anna. Und sie lächelt bei dem Gedanken.

Anna sitzt in der Küche und betet zum Erzengel Gabriel. Er möge ihre Wohnung vor dem Teufel schützen und die Räume reinigen. Immer wieder wiederholt sie den einen Satz. Er wird sie schon erhören. Er wird alles zum guten wenden. Er hat es ihr versprochen. Ein Haus bekommt sie und viel Geld. Das hat er gesagt.

Die Fenster dürfen nicht mehr geöffnet werden. Das Böse wird sonst ins Haus kommen. Anna hat diese Anweisung gegeben und ihr ältester Sohn, mittlerweile wohnt er wieder bei ihr, hat sich ihr widersetzt.  Anna schlägt ihm die Türe vor der Nase zu. Wie kann er es nur wagen!! Anna weiß, dass sie sofort handeln muss, bevor der Teufel die Räume verunreinigt. Sie schlüpft auf den Balkon, setzt sich auf den Tisch und betet.

Anna fragt nicht, ob sie sich glücklich fühlt. Sie fühlt sich mächtig und bedeutsam. Sie wird die Welt retten, sie wird die Bösen mit Licht durchfluten. Mittlerweile hat sie Kontakt mit Außerirdischen aufgenommen. Diese heilen sie. Anna fühlt ihre Unsterblichkeit. Die Venusianer, die Wesen vom Sirius, die Kreaturen von Alpha Centauri, sie bestätigen Annas Macht. „Du bist etwas besonderes, Anna.“ sagen sie.

Anna war meine „Schwiegermutter“. Als ich sie kennenlernte, war sie mit Gabriel schwanger. Schleichend bemächtigte sich die Esoterik ihres Verstandes. Heute lebt sie in ihrer eigenen Welt. Ihre Familie ist hilflos, weiß sich und ihr nicht zu helfen. Nur Gabriel steht zu ihr. Er denkt tatsächlich, er sei ein allmächtiger Gott.

Es trifft mMn häufig Frauen in Annas Alter. Gerade keine dummen Frauen, sondern Frauen, die sich ihr Leben lang, beschränkt auf Haushalt und Kinder, bedeutungslos gefühlt haben und nun ihre Machtphantasien ausleben müssen. Sie brauchen einen Gegenpol und den finden sie in der für sie sehr schlüssigen Esoterik (bzw. in Teilgebieten, gerade die Engelsgläubigkeit ist momentan sehr populär).

Anna ist sicher ein Extremfall. Aber er zeigt, was Religion aus einem leicht zu beeinflussenden Menschen, besonders aber aus einem mit geringem Selbstwertgefühl, machen kann, in welchen Fanatismus sie ihn treiben kann. Dabei kann keine Religion, kein Glaube ausgenommen werden. Jeder Glaube, jede Religion spielt mit Machtgedanken, Dünkelhaftigkeit, Rachegelüsten und Sinnverleihung bei den Opfern/Gläubigen.

Die Esoterik mit ihren unterschiedlichen Strömungen, z.B. Hexenglauben, Lichtkrieger, Glaube an heilige Außerirdische usw., ist besonders verführerisch, weil sie Spielraum lässt, weil sie sich besser darstellt, als die herkömmlichen Religionen und weil sie häufig einen wissenschaftlichen Touch hat.

Momentan versuche ich, meinen Ex-Freund davon zu überzeugen, dass Anna professionelle psychologische Hilfe braucht und dringend von Gabriel entfernt werden muss, der ohnehin am meisten Schaden genommen hat.

(Sämtliche Namen habe ich selbstverständlich geändert.)



Ein gutes Beispiel für…


Religionsmissbrauch, Intoleranz und menschlichen Kleinmut. Und ein gutes Beispiel dafür, warum Religionen nichts mit Gott zu tun haben können, geschweige denn von einem Gott gewollt sein können.

Die Parteien, die Religionsgemeinschaft, der Glaube, die Menschen sind austauschbar:

Vertreter der gleichen Religion liefern sich eine Auseinandersetzung wegen einer wahrlich bedeutenden Angelegenheit, nämlich wegen eines Parkplatzes. Für die einen ist es inakzeptabel, den Parkplatz an einem Tag zu öffnen, an dem laut ihres Glaubens (fast) jeder Handgriff zu vermeiden sei, ganz bestimmt aber das Autofahren. Deshalb kann Gott auch nicht das Parken gewollt haben. Die anderen dagegen sehen alles ein wenig lockerer und finden nichts anstößiges oder gar blasphemisches an der Inbetriebnahme des Parkplatzes.

Da es um so etwas wichtiges geht, kann verständlicherweise nicht mit Akzeptanz oder gar Toleranz, basierend auf Nächstenliebe, eine Lösung gefunden werden, weshalb man bestärkt durch die einzige Richtigkeit des eigenen Glaubens geradezu von der anderen, falsch liegenden Partei gezwungen wird, Gewalt anzuwenden. Logische Konsequenz: Man bewirft die gottlosen oder die fanatischen Andersdenkenden mit Steinen.

Würden nur alle Religionsgemeinschaften ihre heiligen Bücher auch wirklich lesen! Aber Jesus sagt ja auch: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. (Johannes 8, 7)  Und Sünden begehen ja immer nur die, die in ihrem Glauben falsch liegen.

Wie man – auch in harten Zeiten – RICHTIG Geld verdienen kann (1)


Ich finde keinen Einstieg in den folgenden Artikel, weshalb ich direkt in media res gehen werde. Kurz und knapp werde ich nun eine von zwei Methoden schildern, wie man in harten Zeiten mit ein wenig Skrupellosigkeit und Selbstverleugnung mit 100% Sicherheit ein festes Einkommen und womöglich sogar Weltruhm erlangen kann. Und dafür ist es nicht zwingend erforderlich, Menschen zu töten oder Menschen beim Töten zu helfen. Man benötigt noch nicht einmal Kapital. (Oder kaum Kapital.)

Das Beste ist aber: Beide Vorschläge lassen sich durchaus miteinander kombinieren!

Vorschlag Nummer 1: Gründe eine Religionsgemeinschaft!

Einfacher geht es kaum, haufenweise Geld zu scheffeln! Gerade in schweren Zeiten!

Alles, was Du brauchst, ist ein loses, nach Möglichkeit erweiterbares Grundkonzept, viel Esoterik und ein CMS mit Shoperweiterung. Ein wenig Feingefühl und Manipulationsgabe sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. Auch gänzlich ohne Charisma kann man in einer Religionsgemeinschaft bis in die Chefetage aufsteigen (siehe → Papst).

Es spielt übrigens auch gar keine Rolle, welches Glaubenskonstrukt Du selbst für wahr erachtest. Nicht einmal Gläubigkeit ist eine Voraussetzung!

Ohne Vorarbeit geht es allerdings nicht. Informiere Dich zunächst ausgiebig über Deine Konkurrenz. „Wie machen es die Anderen?“ ist die Frage, die Du Dir stellen mußt. Und: „Was kann ich besser machen?“

Auch sollte man immer am Puls der Zeit agieren und vorallem nicht plagiieren, wenn das Urmodell schon am intellektuellen Pranger steht: Den ans Kreuz genagelten Gottessohn als Erlöser von der Erbsünde gab es schon. Jetzt also mit einer geräderten Gottestochter anzukommen, ist nicht nur aufwändig, sondern auch leicht durchschaubar.

Orientiere Dich lieber an modernen Sekten und plagiiere diese! Moderne Sekten haben den Vorteil einer pseudowissenschaftlichen Komponente und sprechen insgesamt das Wellnessempfinden der heutigen Gesellschaft an. Den pferdefüßigen Teufel mit Hörnern finden man eben so selten wie über Wasser laufende Wunderheiler. Dafür den von Lichtgestalten beseelten, mit Geistwesen channelnden energetischen Handaufleger, der Heilung nur dann garantieren kann, wenn der Kranke sich selbst vergibt und gesund werden will. Darin steckt enormes Potential!

Doch Worte – geschrieben und gesprochen – sind für sich genommen noch nicht lukrativ. Vielleicht fragst Du Dich, wo denn der finanzielle Vorteil liegen könnte. Das erkläre ich Dir sogleich.

Hier die Basics:

  • Richte eine Website ein. Bevorzuge bei der Erstellung lichte Pastelltöne.
  • Schreibe Dir einen Lebenslauf, der a. eine schwere persönliche Krise und ihre Verarbeitung und b. ein einschneidendes mysteriöses Erlebnis in der Kindheit beinhaltet.
  • Lese möglichst viele esoterische Bücher und fasse deren Inhalt zu einem eigenen Konzept zusammen. Plagiiere vorsichtig! Einzelne Esoterikströme kannst Du z.B. verdammen und als unseriös bezeichnen. Dabei kannst Du ihre Inhalte problemlos in leicht abgewandelter Form übernehmen. (Beispiel: Greife den sich ausbreitenden Engelsglauben an und verurteile ihn scharf. Schreibe dann selbst über Lichtwesen in vielfältiger Gestalt.)
  • Vertreibe Deine Weisheiten als (zunächst kostenloses) E-Book.
  • Finanziere die Website über Werbung.
  • Komponiere mit einem Gratisprogramm Melodien, brenne sie auf CDs und verkaufe sie als ionisierten Engels-/Geistwesen-/Lichtgestaltengesang. Verlange nicht unter 20 Euro pro CD!
  • Vergiß nicht, auf jeden Datenträger folgenden Hinweis zu drucken: Bei Vervielfältigung geht die positive Wirkung verloren!
  • Erstelle einen esoterischen Kartensatz und vertreibe ihn als Lebenshilfe.
  • Beginne damit, bei Online-Druckereien Deine Werke als Printmedium zu erstellen. Verlange pro Buch/Heft nicht weniger als 15 Euro.
  • Treibe einen Billigschmuck-Verkäufer auf und erweitere Dein Sortiment um Heilsamulette, Geistringe und magnetische Armbänder.
  • Erschließe neue Gebiete, die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt!

Und hier der Expertenrat:

Wenn es schon einigermaßen gut läuft, richte Schulungs- und Beratungszentren ein und biete Selbstfindungs-, Meditations-, Channeling- und natürlich Train-the-Trainer-Kurse an. Ein Wochenendkurs inkl. Unterkunft und Verpflegung sollte nicht weniger als 400 Euro pro Person kosten. Keine Sorge, Du wirst einen Gewinn machen, der diesen Preis sogar übersteigen wird:

Du bietest Samstag und Sonntag jeweils einen dreistündigen Vortrag an (und unterbreche ihn alle 15 Minuten für eine halbe Stunde gemeinsame Meditation). Den kann durchaus auch ein Praktikant Adept halten. Kosten: 0 Euro! Wenn diese Seminarstunden so gestaltet sind, daß viele Fragen offen bleiben oder sogar Übungen angepriesen werden, die nicht vorgeführt werden, kannst Du im Anschluss billig gedruckte Bücher oder selbstgebrannte DVDs mit Erläuterungen verkaufen und machst sogar Gewinn!

Als Verpflegung gibt es salzlosen, in Wasser gekochten Reis. Den vermittelst Du den Teilnehmern als positiv aufgeladen, weil energetisch besungen. Als Getränk gibt es selbstverständlich gedrehtes Quellwasser (fülle einfach Leitungswasser in Flaschen ab und beklebe es mit einem Engelsetikett!).

Schließe Automatenverträge ab und stelle überall im Schulungsgebäude Snackbars auf: Ein Kaffee-, Süßwaren- und Kaltgetränkeautomat sollten für’s erste reichen. Später können auch noch Automaten für heiße Lebensmittel dazukommen. Die Teilnehmer ermahnst Du dazu, daß sie nur durch Askese zur Erleuchtung gelangen. Gleichzeitig weist Du aber, für diejenige, die noch nicht „so weit“ sind, auf Deine Automatenarmada hin: „Schämen Sie sich nicht, wenn Sie der Hunger übermannt und Sie somit noch nicht geistige Erleuchtung erlangt haben. Wir haben speziell für Sie ein reichhaltiges Automatenangebot, da Ihr Glück und Ihre Zufriedenheit für uns an erster Stelle stehen!“
Du siehst also, man kann wunderbar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!

Die Teilnehmer schlafen im Seminarraum auf Iso-Matten. Diese können sie selbst mitbringen oder Du wagst die Investition von ein paar 100 Euro. Erkläre den Teilnehmern, daß der gemeinsame Schlafraum mit Lichtenergie und Engelsliebe gefüllt ist und dieses heilsame Kraftfeld durch das Teilen verstärkt wird!

Trage Deinen Teilnehmern auf, in ihrer Freizeit weiter zu meditieren oder die im Vortrag angepriesenen Übungen zu absolvieren (somit werden auch die Teilnehmer, die sich bisher geweigert haben, für Deine Bücher Geld auszugeben, gezwungen sein, Deinen Schund zu kaufen!).

Überreiche jedem Teilnehmer zum Abschluss ein Zertifikat, das ihn als „erleuchtenden Lichtkämpfer“ auszeichnet und schenke ihm ein Engelsamulett. Letzteres kostet zwar pro Person ein paar Euro, doch diese Investition lohnt sich! Geschenke hinterlassen einen bleibenden Eindruck (denk an Kugelschreiber auf Messen!) und stimmen den Teilnehmer fröhlich. Er wird Dir niemals finanzielles Interesse unterstellen. Bestenfalls wird er Dich weiterempfehlen oder gar am Fortgeschrittenenseminar teilnehmen wollen! (Nach dessen Abschluß ein medial geladener Geistkristall überreicht wird!)

Mit ein wenig Durchsetzungswille und Engagement lässt es ich mit dieser Idee weit kommen. Ich selbst habe sie dutzend Male zu meinen Hartz-IV-Zeiten ernsthaft durchgespielt. Hätte ich nicht so viele Skrupel gehabt, dürftet Ihr mich heute Guru Wei Cha Shanka Shari Nanka nennen. 😉