Ein Fest in Würde


Ich lese immer und immer wieder, wie angenervt viele von der Weihnachtszeit sind. Es tut mir wirklich leid, wenn man so empfindet. Das liegt wohl daran, daß die meisten Weihnachten an den Geschenken festmachen, vielleicht auch die Traditionen mit unanagenehmen Erlebnissen verbinden und sich außerdem von dem Konsumverlockungs-Overflow bedrängt fühlen.

In Momenten der glitzernden, engelbestückten und O-du-fröhliche-schmetternden Warenauslagen bin ich wirklich dankbar, daß ich die Hartz-IV-Zeit im Rücken habe. Die Kauflust minimiert sich dadurch so sehr und man wird ein ausgesprochen bescheidener Mensch, der stets abwägt, ob er eine Sache wirklich braucht oder nicht.

Das ist natürlich nicht gut für die Wirtschaft, aber mein schlechtes Gewissen hält sich deutlich in Grenzen. Das sind eben die Nachwirkungen der staatlich verordneten Armut und ich bitte sehr darum, daß mir diese Nachwirkungen noch lange erhalten bleiben. Die ehemals notwendige Bescheidenheit, die nun, da ich mir (fast) alle meine Wünsche erfüllen könnte, in vollster Freiwilligkeit weiterbesteht, öffnet einem ja auch die Augen. Wieviel Geld hat man ehedem für Blödsinn ausgegeben, um sein mickriges Selbstwertgefühl zu steigern?

Und da man als Hartz-IV-ler kein Selbstwertgefühl mehr besitzt, braucht man es auch nicht mit Konsumgütern aufpimpen.

Und wenn du Glück hast und irgendwann wieder aus dem Loch rauskriechst, dann wird dir klar, daß es nicht all der Scheiß in den Läden ist, der dir gefehlt hat, sondern die Anerkennung und Wertschätzung deiner Person. Der Respekt und die Achtung oder auf den Punkt gebracht: Die Menschenwürde. Und die kannst du nun mal nicht kaufen.

Aber du kannst sie schenken.

Ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest wünscht allen Atomality. 🙂