Definition von Unmöglichkeit


Ich glaube, eine wirkliche Gleichwertigkeit von Mann und Frau haben wir genau dann erreicht, wenn sich das Volk stumpf und schenkelklopfend über Folgen der fünften Staffel einer amerikanischen Konservenlachen-Comedyserie amüsiert, in der eine hässliche, dumme, verfressene, ein bißchen eklige, fernsehsüchtige und übergewichtige Frau, die auch noch beim Vögeln nicht der Bringer ist, mit einem gut ausehenden, klugen Mann, der Wert auf sein Aussehen legt und sie wirklich liebt, verheiratet ist. Nennen wir die beiden einfachheitshalber Mag und Harry.

Das reicht aber noch nicht.

Eine ganze Reihe männlicher Zuschauer müsste beim Gucken ihre Freundinnen anstupfen, auf Mag deuten und begeistert quietschen: Hach, is die knuffig…

Gelobtes Land


Wenn ich sowas lese, dann bin ich heilfroh, daß ich in einem der sechs gelobten Länder für Mädchen und Frauen dieser großen Welt aufwachsen durfte und nun lebe.

Wobei gelobtes Land in diesem Fall bedeutet: Land, in dem man als Mädchen bzw. Frau so einigermaßen gut leben kann.

Besonders übel wird mir bei der Geschichte dieses Mädchens.

Obama: Schwarze sind nicht benachteiligt


Ich schicke voraus, das Barack Obama das nie gesagt hat. Aber was wäre, wenn? Was, wenn der designierte Präsident der USA sich an ein Rednerpult stellt und verkündet: „Hey, Leute, die Diskriminierung der Schwarzen ist doch ein alter Hut. Das gibt’s schon lange nicht mehr. Schaut mich an! Ich bin Präsident geworden – obwohl ich schwarz bin!“

Wieviele Schwarze würden ihm wohl zustimmen?

In der Tat hat Barack Obama viel erreicht. Für ihn mag Diskriminierung eine untergeordnete Rolle spielen. Ich glaube es nicht und betrachtet man z.B. die Entgleisung von Berlusconi, wäre eine solche Mutmaßung auch reiner Hohn. Allein die Tatsache, daß wir es alle so unglaublich finden, daß ein Schwarzer ein so hohes Amt errungen hat, ist Diskriminierung in Reinform.

Umso trauriger stimmt es mich, wenn ich folgendes lese:

“Feminismus liegt mir nicht. Ich fühle mich durch mein biologisches Geschlecht nicht benachteiligt und ich denke auch nicht, dass es notwendig ist, heute die Rechte der Frau zu betonen – Emanzipation ist gestorben: wenn jeder, ungeachtet des Geschlechts, tun und lassen kann was er mag, brauchen wir sowas nicht mehr.”
Quelle Gefunden via Gedankendeponie.

Nichts in dieser Welt ist so unsicher wie die Sicherheit. Das Leben ist ein fortwährender Kampf um die Freiheit – in jeder Hinsicht. Wir wägen uns in trügerischer Stagnation, im Ziel womöglich, aber die Geschichte und auch die Gegenwart lehren uns doch täglich das Gegenteil. Die Sklaven von heute können die Herren von morgen sein, die Unfreien die Freien, die Armen die Reichen – und das gilt auch stets andersrum. Es gibt keine Position, die einem etwas garantiert – nirgendwo!

Im Mikrokosmos des eigenen Lebens wirkt vielleicht alles heil, aber das ist es nicht. Wie sieht es mit dem Feminismus, der Gleichberechtigung, der Emanzipation in unserem Land aus? Verdienen Frauen denn nicht noch bedeutend weniger als Männer in gleichen Positionen? Wieviele Frauen haben wir denn in Führungspositionen? Wievielen Frauen gehört das Kapital in Deutschland? Wieviele alleinerziehende Frauen krebsen mit Hartz-IV dahin, weil sie auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben? Wie sehr wird Kindererziehung überhaupt honoriert? Wie frei sind wir? Wie frei war Morsal, die in Hamburg abgeschlachtet wurde?

Und was, wenn man über den Tellerand hinaussieht, in die weite Welt? Wie frei sind die Mädchen, deren Genitalien verstümmel werden? Wie frei die Frauen, die Vergewaltigungen verschweigen müssen, um nicht geächtet zu werden?

Geht uns das nichts an?

Oh doch. Es geht uns etwas an. Feminismus, Emanzipation geht jeden Menschen auf dieser Welt etwas an. Ebenso wie uns jedwede Diskriminierung etwas angeht.

Im Freiheitskampf gibt es niemals eine Stagnation, niemals ein Innehalten.

Und ich betone gerne, daß Feminismus und Emanzipation NICHT bedeutet, Männer zu verachten oder zu diskriminieren. Das ist eine fehlgeleitete Anicht, deren Basis der Hass ist. Ohne Mithilfe vieler mutiger Männer hätten wir in der überschaubaren westlichen Welt keinen Standpunkt erreicht, der uns zumindest ermöglicht, Diskriminierung zu erkennen und dagegen anzukämpfen.

Feminismus ist der Anspruch auf Respekt, auf Menschenwürde. Diesen erreicht man nicht durch Gleichmacherei, nicht durch Umkehrung der Verhältnisse und auch nicht durch Aufbrechen der Rollenverteilung.

Klischeevorstellungen müssen verschwinden, Vorurteile müssen abgebaut werden und die Erkenntnis muss sich breit machen, daß wir keine Feinde sind, daß wir unterschiedlich sind und uns trotzdem perfekt ergänzen können. Wir brauchen keine Angst voreinander zu haben.

Der Weg dahin ist noch lang und im Grunde genommen hat er gar kein Ziel. Die Welt ist ungerecht, und der Kampf um Freiheit ist kein Kampf der Frauen. Es ist unser aller Kampf.

Wir dürfen niemals schweigen, wir dürfen nichts als gegeben hinnehmen, wir alle müssen unsere Rechte stets betonen, denn es wird immer jemanden geben, der sie zu untergraben versucht.

Scheiße mit Spargelsoße


Gestern trank ich schwarzen Tee mit Rum und dachte: Mensch, das schmeckt wie in meiner Kindheit…

Es ist eine Weile her, da nahm ich regelmäßig an Marktforschungsstudien teil. Thema einer dieser Studien war die Tetrapak-Spargelsoße eines recht bekannten Herstellers. Glücklicherweise mussten wir das Produkt nicht testen. Produkttest sind IMMER für den Arsch. Egal ob das Eis, Knödel, Spätzle, Joghurt, Käse oder sonst was ist. Dieses Betazeugs schmeckt grauslich. Das sagen dann zwar auch alle, aber letztlich kommt der Mist genauso in den Handel. Nur die Verpackung wird aufgepimpt.

Wie auch immer. Wir sollten in der Spargelsoßenstudie drei verschiedene Werbespots bewerten und den auswählen, der uns am besten gefiele.

Spot #1:
Schwiegermama kommt zu Besuch. Ein völlig überforderter Ehemann versucht verzweifelt, eine Mehlschwitze hinzubekommen. Natürlich mißlingt alles. Aber da kommt die Gattin mitleidig lächelnd in die Küche, greift zum Tetrapak, gießt den Inhalt in einen Topf und siehe da, die perfekte Spargelsoße ist gezaubert. Die Schwiegermama ist glücklich und alles ist gut.

Spot #2:
Eine Frau steht in der Küche eines Landhauses, das zu 90% aus Glasfronten besteht und schält Spargel. Ihr Blick fällt nach draußen. Dort sieht sie ihren Mann mit dem Hund und den Kindern tollen und Spaß haben. Schnell gießt sie die Fertigsoße in einen Topf und schon im nächsten, in goldiges Licht getauchtem Bild sitzen alle um einen großen Landhaustisch und essen Spargel. Die Kinder lachen, die Eltern stoßen mit einem Glas Wein an.

Spot #3:
Ein junges Pärchen kauft Spargel auf dem Markt. Sie bereiten ihn gemeinsam zu, begießen ihn mit der gelben Tütenpampe und veranstalten damit ein Balkonpicknick. Love is in the air und Spargel in der Hose. So in etwa.

Daß ich einen gewissen Gerechtigkeits- und Gleichbehandlungsfimmel habe (und zwar in jeder Hinsicht und in jede Richtung), ist vielleicht dem einen oder anderen bekannt. Dazu habe ich noch einen Riesenspaß am Kritisieren und Stänkern (aber selbstverständlich auf zivilisierte Weise!).

Das führte dazu, daß ich in obiger Gruppe verbal in die Luft gegangen bin. Das wiederum führte dazu, daß mich die Gruppenpsychotante (sind ja meist Psychotanten) ausschloß und meine Bemerkungen komplett ignorierte oder als „am Thema vorbei“ stigmatisierte (soviel zu dem eingangs in solchen Studien propagierten „jede Meinung ist wichtig, es gibt keine Wertung der Meinungen“).

Spot 1 war meiner Meinung nach ebenso aufgewärmt wie die Spargelsoße. Eine Geschichte, die schon in den 70er Jahren angestaubt und dazu diskriminierend war. Was für ein Geschlechterbild wird denn da geprägt? Gibt’s doch gar nicht und das im 21. Jahrhundert! Da bleibt mir die Spucke weg. Der Mann als Haushaltstrottel, die Frau als mütterliche, gönnerhafte Gluckentante, deren Metier die Küche ist und die souverän jedes Mißgeschick ihres Deppen-Ehemanns kitten kann.

Der Mann ist der Kochnoob, so dämlich, daß er nicht mal auf die Idee kommt, Spargelsoße im Päckchen zu kaufen, wenn er schon keinen blassen Schimmer hat, wie man eine Mehlschwitze zubereitet. Aber wie soll er das auch schaffen? Liegt ja schließlich nicht in seiner Natur? Außerdem hat er natürlich Angst vor der Schreckschraubenschwiegermutter.

Fassen wir also zusammen:
Mann = Haushaltsdepp (Schuster, bleib bei deinen Leisten usw.)
Frau = entweder Küchenglucke mit Erotikfaktor „Doris Day“ oder Schwiegermonster mit imaginärem Nudelholz

Der Spot fiel bei mir so gnadenlos durch. Ich hasse Geschlechterdiskriminierung – egal ob das einen Mann oder eine Frau trifft. Aber auch Spot 2 hatte nicht die geringste Chance:

Ist es nicht bezeichnend, daß die Frau/Mutter/Putze in einem Glashaus steht? (Ratet mal, wer wohl all die Fenster putzen wird… der liebe Papi, der sich spitzenmäßig um seine Blagen kümmert?) Da darf sie nun schuften und ein Fass Spargel schälen, während der hach-so-tolle Mann/Vater/Versorger mal mit den Kindern spielt. (O-Ton von einer Gruppentante: Is doch toll, daß der sich um die Kinder kümmert und mit dem Hund rausgeht. – Ja geht’s noch???) Kein Wunder, daß sich die Alte im Spot Wein in die Kehle kippt. Ich fand diese Werbung noch widerlicher als die erste. Sie soll innovativ und modern wirken. Ein Vaterbild propagieren, das zeigt, daß auch Männer sich liebevoll um die Kids sorgen können (ach? Echt jetzt? Das geht? Männer? Neeein… wer hätte das gedacht… gähn…).

In Wahrheit ist das die gleiche Rollenklischeescheiße wie im Spot davor. Nur mit Zuckerguß glasiert.

Spot 3 war langweilig, aber immerhin nicht diskriminierend. Weder für Männer noch für Frauen. Ich war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon so angewidert, daß ich auch dem Spargeladam und der Spargeleva nicht mehr viel abgewinnen konnte.

Mit meiner Meinung stand ich übrigens allein auf weiter Flur. Das stört mich nicht. Was mich allerdings ein wenig traurig macht, daß ist die Tatsache, das die Menschen in dieser Gruppe verblödet werden wollten. Sie wollten diese Klischeescheiße sehen. Sie fanden das gut und gelungen, sogar mit Witz und Einfallsreichtum versehen. Da könnte man etwas ändern und dann besteht man doch wieder auf dem alten Mist. Und greift frustiert zu Tabletten, Alk oder versinkt in Kaufsucht, weil man sich in der Rolle, die einem zuteil wird, nicht zurecht findet. Ich dramatisiere ein wenig, das ist mir schon klar. Aber wenn ich ständig zuhause meckere und dann bei Gelegenheit nicht das Maul aufmache, dann brauch ich mich nicht wundern, wenn sich nichts ändert.

Und jetzt ratet mal, welcher Spot das Rennen gemacht hat…

Mein persönliches Highlight des Abends war übrigens eine Teilnehmerin, offensichtlich hochschwanger, die sich über Spot 2 echauffierte: „Wie können die Eltern vor ihren Kindern Wein trinken!!! Das geht ja gar nicht!! So schlechte Vorbilder!!! Den Spot sehen doch auch Kinder!!“ Alle reagierten natürlich sofort politisch korrekt, nämlich betroffen.

Ich musste so lachen. Meine Eltern tranken seit ich denken kann stets Wein zum Essen, ich selbst genoß schon in der Grundschule Saltimbocca in Marsalasoße, Melone mit Portweinfüllung, trank Tee mit Rum und ohne Sekt gab es kein Silvester.

Und was ist aus mir geworden? Ich trinke so gut wie nie Alkohol. Weder brauche ich ihn, noch finde ich es toll, viel zu vertragen oder angedudelt zu sein oder einen Vollsuff überlebt zu haben.

Bei diesem Scheiß also greift die Angst vor einem falschen Vorbild in der Werbung. Na großartig.

Von Frauenpower zu Frauenbauer


Angeblich können Frauen IKEA-Möbel besser aufbauen als Männer. Das las ich eben in einer Meldung in meinem Feedreader. Frauen gingen systematischer zur Sache, läsen eher die Anleitungen, sortierten sich die Schrauben usw.

Ich habe bisher nicht mit vielen Männern Möbel zusammengebaut. Aber sowohl mein Vater als auch mein Ex-Freund waren klischeemäßig komplette Möbelbauversager. Weil sie es nicht einmal für nötig befunden haben, die Anleitung zu lesen, weil sie unmethodisch vorgingen, sich die Teile nicht zurecht legten und sich lieber stundenlang mit einem Akkuschrauber rumärgerten, damit stolz rumwedelten, Blödsinn machten oder ihn aufladen mussten, während ich das/die Regal/ Bett/ Küche/ Wohnzimmerkompletteinrichtung in der Hälfte der Zeit mit einem normalen Schraubenzieher locker aufgebaut habe. Merke: Schrauben festzurren kann man auch noch, wenn das Ding steht! Muss man sogar!

Aber Fakt ist, von zwei Beispielen kann ich nicht auf eine Regelmäßigkeit schließen. Abgesehen davon kenne ich genauso auch Frauen, die mich in den Wahnsinn treiben, wenn ich mit denen nur einen IKEA-Pappkarton zusammenfalte. Ich halte daher diese Meldung für Blödsinn. Es nervt ohnehin, ständig Meldungen à la „Mann/Frau kann dieses oder jenes besser als das andere Geschlecht“ vorgesetzt zu bekommen. Da wird doch nur künstlich Konkurrenz aufgebaut, wo Gemeinsamkeit so wichtig wäre.

Interessanter als die dämliche Pressemeldung finde ich übrigens die Reaktionen der männlichen Leser in den Kommentaren. Diese fühlen sich nämlich (zurecht) vorgeführt und ärgern sich. Sie gehen mit dieser versteckten Diskriminierung genauso um wie Frauen im Vergleichsfall. Immerhin da haben wir also eine eklatante Gemeinsamkeit. Ist doch schon mal ein Anfang.