Der geheimnisvolle Owi


Weihnachten war und ist in meiner Familie zweifelsohne das Fest der Feste. Traditionell wird es gefeiert, mit Baum, Kerzen, Plätzchen, Weihnachtsliedern. Der Geschenktrubel, die kapitalistische Neuorientierung, angeführt vom Weihnachtsmann, der neuerdings im Dezember einen doppelten Auftritt hat – für uns ganz uninteressant. Wir können unsere bayrisch-katholischen Wurzeln wohl kaum verleugnen: Zu uns kommt immer noch das Christkindl, das Fatschenkindl (selbst wenn wir nun alle Heiden sind).

Vielleicht liebt meine Familie auch deshalb das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ so sehr, denn eigentlich ist das ja ein Wiegenlied für den kleinen Jesus. Ich weiß nicht, ob das heutzutage noch so ist, aber früher sang man dieses Lied zum Schluss in der Christmette, ohne Begleitung und nur im Kerzenschein. Für mich war das einer der schönsten Momente an Heilig Abend, dieses schüchterne, zurückhaltende Lied zu hören.

Irritiert war nur meine Schwester. Sämtliche Krippenfiguren, die waren ihr natürlich geläufig. Engel, Hirten, Ochse, Esel, die heilige Familie. Und nun wird in „Stille Nacht, heilige Nacht“ von einem Owi gesungen. Und dieser Owi muss ein fröhlicher Geselle sein, denn schließlich lacht er!

Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, OWI LACHT
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.

Keiner wollte meiner Schwester das Geheimnis um den mysteriösen Owi entzaubern. Und so kam es, dass in unserer Krippe ein kleines, lachendes Männchen auf dem Dach saß. Owi hatte seinen Platz gefunden. Und wenn er nicht gestorben ist, dann freut er sich auch heute noch.

Frohe Weihnachten wünscht Euch Atomality.