Dschungelcamp ein Fake?


Der „Eklat bei der Fernsehpreisverleihung“, ausgelöst durch Marcel Reich-Ranicki, dürfte den Meisten noch bestens in Erinnerung sein. Der alte Mann kritisierte auf seine einmalige Art die TV-Landschaft und nahm davon nur Arte und 3Sat aus. Diese Kritik kann man abnicken.

„Er hat ja recht.“ sagten die einen. „Er hätte besser die Klappe gehalten.“ sagten die anderen. In jedem Fall sollte man sich fragen, inwiefern jemand eine Sache be(ver-)urteilen darf, von der er keine Ahnung hat.

Heute morgen las ich bei Tutsi über einen angeblichen Dschungelcamp-Fake und sah dazu einen Videoausschnitt der Sendung Frontal 21. Alles Schwindel, wird da suggeriert. Der Teich ist mit einer Plastikfolie ausgelegt, im angeblichen Urwald hängen Kameras und neben dem Camp gibt es eine Containerstadt.

Öh. Ja? Ich frage mich, ob die verantwortlichen Redakteure die Sendung jemals gesehen haben. Denn dann wüssten sie, daß das eine bekannte Angelegenheit ist, die RTL auch niemals verschleiert hat. Daß überall Kameras in eigens dafür geschaffenen Boxen stehen, dürfte ohnehin keinen überraschen (ansonsten hätte wohl Uri Geller seine Finger im Spiel…). Und auch eine Containeranlage ist doch nicht verwunderlich? Oder wird Dr. Bob bei jedem Fingerschnitt eingeflogen? Werden die Sterne, das Dschungelprüfungsequipment, die Nahrungs- und Verbrauchsmittel, die Kameras und die Wachturm-Deko sowie das Ekelviehzeugs jedesmal aufwendig herbeigeschafft? Auweia, wie naiv ist man denn mittlerweile bei den Öffentlich-Rechtlichen?

Das Camp ist selbstverständlich eine künstliche Anlage, und das wurde von RTL schon VOR dem allerersten Dschungelcamp gezeigt.

Die „Wir-sind-zu-fein-darüber-zu-berichten“ – Öffentlich-Rechtlichen wollten nach eigener Aussage ja eigentlich gar nichts über das Igitt-Format erzählen, wäre ja auch Werbung.

Ja, was will man denn dann?

Naja, sich abheben von dem privaten Sumpf. Und das klappt natürlich am besten, indem man sensationslüsternd auf Enthüllungsjournalismus macht. Hätte man es doch lieber gelassen. Der Bericht hat nicht mehr Niveau als sämtliche Dschungelprüfungen zusammen. Man fühlt sich in den Kindergarten zurückversetzt: „Der Hannes hat einen neuen Pulli, den alle toll finden. Aber, pöh, der Hannes stinkt!“

Das Schlimmste daran ist, daß die Diskussion um Schmerzgrenzen, Senderverantwortung, Menschenwürde oder Qualitätsfernsehen überhaupt nicht mehr geführt wird. Warum gibt es keine Berichte, die die Manipulation der Macher an den Bewohnern des Dschungelcamps vorführt? Oder ist dort niemandem aufgefallen, daß der Fokus erst auf der so dargestellten hysterischen Lorielle, dann auf der pösen, pösen Zicke Giulia und dann auf Schnarchnase Bond lag? Und hui, Überraschung, genau diese wurden in die jeweilige Dschungelprüfung gewählt…

Es gibt dutzende Ansätze, über dieses TV-Format herzufallen, es zu zerpflücken und dessen Widerwärtigkeit bloßzustellen. Aber nicht, indem man in die gleiche Kerbe schlägt.

Fernsehen ist Mr Hyde!


Das kann doch einfach nicht wahr sein!!! Ich könnte… gnnnnh…. Da freue ich mich schon eine ganze Weile auf die Arte-Serie Jekyll und dann das: Die Serie läuft aus irgendeinem Grund auf Französisch. Steht zwar Folge 1 da, und wird auch alles brav auf Deutsch angekündigt, aber die Darsteller sprechen mit fremden Zungen. Ne, das geht gar nicht.

Ich gehe jetzt kurz heulen.

Und nur am Rande: Das ist die 3. Sendung, die ich aufnehmen möchte und bei der es nicht klappt. Nummer 1 nahm er gar nicht auf, Nummer 2 hatte ich mit Showview programmiert und dann meinte die ARD, sie müsse eine wahnsinnig spannende Sondersendung über das Winterchaos in ihr Programm aufnehmen, was zur Folge hatte, daß die letzten 15 Minuten des gewünschten Filmes fehlten und jetzt Nummer 3 auf Französisch. Nää, das Ding mag mich nicht.

Ich fürchte, da steckt eine Geheimorganisation dahinter, die mich zum Ansehen des Dschungelcamps nötigen möchte.

TV-Tipp: Tsotsi


Während es in unseren Breitengraden schick ist, auf Gangsta zu machen und sich damit der schlimmsten Peinlichkeit hinzugeben, gibt es Länder auf dieser Welt, da haben Jugendliche oftmals keine andere Wahl. Tsotsi erzählt über einen Zeitraum von einer Woche die Geschichte des 19-Jährigen David, der in den Slums vor Johannesburg vor sich hinvegitiert. Raubzüge, sogar Morde sichern ihm und seiner Gang den Lebensunterhalt.

Bei einem dieser Raubzüge entführt David unbeabsichtigt ein Baby. Es lag auf dem Rücksitz eines gestohlenen Autos. Hilflos versucht er zunächst, das Baby zu „entsorgen“, lässt aber schließlich von dem Gedanken ab und nimmt es mit zu sich. Da er schon bald merkt, daß er das Kind nicht versorgen kann, zwingt er die Witwe Miriam, selbst junge Mutter, sich um das Baby zu kümmern.

Wäre Tsotsi ein Hollywoodfilm, David würde sich in Miriam verlieben, sie würde das Kind den glücklichen Eltern straflos zurückgeben und anschließend selbst heiraten.

In Tsotsi läuft alles anders.

Was mir an diesem Film so gefällt, das ist einmal der Einblick in ein so völlig anderes, fremdes und äußerst realistisch dargestelltes Leben. Dann mag ich es, das die Charaktere so glaubwürdig sind. Keiner ist überzeichnet und grundsätzlich böse oder gut.

Der Film von Regisseur Gavin Hood läuft am Dienstag, 25. November 2008, um 22:50 Uhr im RBB.

Tstosi bedeutet übrigens Gangster.