Lisa Simpson hat gestern (fast) geheiratet und (fast) alle haben es verschlafen (bis auf einige Twitter Bunnies).
Er hier hat anhand dieser fünfzehnjährigigen Episode („Lisas Hochzeit“) abgecheckt, inwiefern sich die Zukunftsprognosen der Simpsonsmacher bewahrheitet haben. Lustig und irgendwie auch erschreckend. Nicht die Prognosen, sondern die Tatsache, dass Lisa Simpsons eigentlich schon 23 31 Jahre alt ist und noch immer das College besucht. DAS jedenfalls hätte ich nicht erwartet.
Kategorie: Nostalgisches
Das dümmste Märchen: Rumpelstilzchen
Als Kind mochte ich Grimms Märchen sehr und ich lese sie auch heute noch gerne (vor). Vorallem höre ich beim Lesen stets die wunderbare Erzählstimme von Hans Paetsch, der dutzende meiner Kinderkassetten mit „Rapunzel“, „Brüderchen und Schwesterchen“, „Die Gänsemagd“, „Der gläserne Sarg“ usw. besprochen hat.
Es gibt aber, da muss man ehrlich sein, haufenweise absolut dumme Märchen und es gibt Kinder, die bezüglich solcher berechtigte Fragen stellen. Eines der besonders blöden ist „Rumpelstilzchen„. Ich komme deshalb darauf, weil in der ARD kürzlich neben mehreren Märchen-Neuverfilmungen auch diesem diese Ehre zuteil wurde. Ich blieb beim Zappen hängen und da die ARD „Rumpelstilzchen“ sinnvoll abgeändert hat, damit es nicht ganz so dumm daher kommt, habe ich das Original gleich nochmal nachgelesen.
Und musste wieder den Kopf schütteln. Da kamen mir doch sogleich sämtliche Fragen aus meinen Kindertagen in den Sinn.
- Warum prahlt ein armer Müller mit so einer hahnebüchenen Geschichte vor dem König? Würde sie stimmen, wäre er doch unermesslich reich und müsste dem König gar nicht sein Leid klagen?
- Und wie kann man so absolut blöde sein, der Geschichte von der goldspinnenden Tochter zu glauben und sich nicht die Frage zu stellen, weshalb der Müller immer noch ein armer Müller ist?
- Wieso nimmt jemand, der aus Stroh Gold spinnen kann, einen Ring bzw. ein Halsband (von einer armen Müllerstochter) als Entlohnung und verlangt nicht gleich das Kind? Und wieso wohnt so jemand in einem ollen Einödhof und braut bzw. backt selbst?
- Was für ein Schloß ist das, in dem es haufenweise große Säle gibt, die mit Stroh bis zur Decke angefüllt sind?
- Welche Frau möchte einen Gemahl, der sie zuvor unter Todesdrohungen zum Handarbeiten gezwungen hat?
- Warum wird der König nach der Hochzeit plötzlich so bescheiden und verlangt keine Spinnereien mehr?
- Wie kann man so doof sein und seinen Namen lauthals singen, noch dazu mit „ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“, wenn man doch weiß, dass man sozusagen eine Wette laufen hat, die sich ausschließlich um den Namen dreht?
Der geheimnisvolle Owi
Weihnachten war und ist in meiner Familie zweifelsohne das Fest der Feste. Traditionell wird es gefeiert, mit Baum, Kerzen, Plätzchen, Weihnachtsliedern. Der Geschenktrubel, die kapitalistische Neuorientierung, angeführt vom Weihnachtsmann, der neuerdings im Dezember einen doppelten Auftritt hat – für uns ganz uninteressant. Wir können unsere bayrisch-katholischen Wurzeln wohl kaum verleugnen: Zu uns kommt immer noch das Christkindl, das Fatschenkindl (selbst wenn wir nun alle Heiden sind).
Vielleicht liebt meine Familie auch deshalb das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ so sehr, denn eigentlich ist das ja ein Wiegenlied für den kleinen Jesus. Ich weiß nicht, ob das heutzutage noch so ist, aber früher sang man dieses Lied zum Schluss in der Christmette, ohne Begleitung und nur im Kerzenschein. Für mich war das einer der schönsten Momente an Heilig Abend, dieses schüchterne, zurückhaltende Lied zu hören.
Irritiert war nur meine Schwester. Sämtliche Krippenfiguren, die waren ihr natürlich geläufig. Engel, Hirten, Ochse, Esel, die heilige Familie. Und nun wird in „Stille Nacht, heilige Nacht“ von einem Owi gesungen. Und dieser Owi muss ein fröhlicher Geselle sein, denn schließlich lacht er!
Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, OWI LACHT
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.
Keiner wollte meiner Schwester das Geheimnis um den mysteriösen Owi entzaubern. Und so kam es, dass in unserer Krippe ein kleines, lachendes Männchen auf dem Dach saß. Owi hatte seinen Platz gefunden. Und wenn er nicht gestorben ist, dann freut er sich auch heute noch.
Frohe Weihnachten wünscht Euch Atomality.
Gedanken zum Mauerfall
Im Sommer fuhr ich mit der Bahn zu einem Meeting nach Erfurt. Tatsächlich wurde mir auf dieser Fahrt bewußt, dass es noch nicht so lange her ist, da wäre so eine Fahrt eine Reise gewesen und zwar ins Ausland. Heute sieht man nicht mehr, dass man eine Grenze überschreitet, offensichtlich ohnehin nicht, aber auch versteckt kann man es anhand der Infrastruktur, der Gebäude oder Geschäfte nicht mehr erkennen. Geradezu exemplarisch stieg in Kassel ein kleiner Junge zu, mit dem wir ins Gespräch kamen. Der kleine Erfurter hatte Verwandschaft in Kassel besucht. Einfach so. Eben mal. Dass das ganz ohne Visum möglich ist – als ich so alt war wie er, undenkbar.
1989 war ich ein Teenager. Gerade eben mit meinem ersten richtigen Freund zusammen. Ich erinnere mich an den Geruchscocktail aus Clearasil und Fishermen’s, wenn ich ihn küsste und Persil, wenn ich an seiner Schulter lehnte. Ich erinnere mich an Genscher auf dem Balkon und tanzende Menschen auf der Berliner Mauer. Ich erinnere mich an die mitreißende Freude, aber auch an qualvolle Ängste, die mich damals plagten. In der Schule hatten wir gelernt, dass im Falle eines Ost-West-Konflikts Deutschland das Schlachtfeld sein wird. Auch diese Bilder hatte ich vor Augen.
Die ganze Tragweite des 9.11.89 wurde mir erst viel später richtig bewußt. Was daraus erwachsen ist und welche Auswirkungen dieser Tag auf das Leben so vieler Menschen hat.
Dass es Menschen gibt, die sich den alten Zustand wieder wünschen, ist mir völlig unverständlch. Ich weiß einfach nicht, was so viel besser an einer Zeit war, in der eine ständige und echte Bedrohung in der Luft lag, in der Menschen wegen des Bemalens eines Plakats Jahre hinter Gitter saßen, in der man nicht einmal dem eigenen Ehepartner trauen konnte. Wie gedankenlos manche Freiheit gegen vermeintliche Absicherung oder vermeintlichen Wohlstand eintauschen möchten. Und wie sich manche genau das zunutzen machen, um Stück für Stück wieder Freiheit abzutragen.
Genau deshalb ist der 9. November ein so wichtiger Gedenktag. Nicht nur bezogen auf 1989, sondern auch auf 1918, 1923, 1938, 2001, 2007. Er gemahnt uns an geschichtliche Ereignisse, die unmittelbar etwas mit unserer Freiheit zu tun haben. Er zeigt uns, wie kostbar und gefährdet sie ist.
Jeder Tag ist es wert, sich über Freiheit Gedanken zu machen. Am 9. November aber ist es eine wirkliche deutsche Pflicht.
Die Legende von Paul und Paula
Ich bin genauso alt wie dieser Film und trotzdem hatte ich ihn noch nie gesehen. Gestern dann gab es die Möglichkeit dazu, ohne Werbeunterbrechung und auf einem Sender, den wir hier auch empfangen.
Ich wusste, dass dieser Film in der ehemaligen DDR und vermutlich immer noch in Ostdeutschland Kultstatus hatte bzw. hat, umso höher lag also meine Messlatte. Ich bin sehr, sehr anspruchsvoll bei Filmen, was aber nicht bedeutet, dass ich mir kein Mittelmaß, keinen Schund oder Trash ansehen kann. Kann ich. Sogar mit Genuss. Und manchmal möchte man auch einfach nur unterhalten werden.
Bei Die Legende von Paul und Paula fiel mir positiv auf:
- Normale Dialoge. Bzw. mittlerweile filmisch sehr ungewöhnliche Dialoge. Ich merkte wieder einmal, wie sehr man auf dieses blödsinnige Standardgequatsche eingefahren ist.
- Keine wehenden Flaggen. Dabei war die DDR in Sachen Zensur und Filmpatriotismus den USA durchaus ebenbürtig. Aber die Filmemacher schienen mutiger zu sein und die Filmkunst war nicht auf Kommerz ausgelegt. Trotzdem war „Die Legende von Paul und Paula“ ein Kassenerfolg.
- Die Musik. Großartig.
- Die gut verpackte Kritik und der Mut, sie zu zeigen. Bsp.: In einer surrealen Sequenz „heiraten“ Paul und Paula. Paula ist dabei nur von einem Schleier bedeckt. Am Rande der Szene stehen zwei Personen, die das Geschehen beobachten. Der eine sagt empört: „Das ist doch Porno!“ Der andere sagt darauf: „Dann gucken Sie halt weg!“ Das tut der erste, um dann aber doch wieder einen verstohlenen Blick über die Schulter zu werfen.
- Kein moralischer Zeigefinger. Es gibt keine Bewertung der unehelichen Mutter Paula oder des ehebrechenden Pauls.
- Das Spiel mit Klischeevorstellung und Gegensätzen: Paula, die aufgeschlossene, individualistische Ausbrecherin wohnt in einem alten, traditionellen Haus mit alten, traditionellen Möbeln. Paul, der konservative Spießer lebt direkt gegenüber in einer modernen Plattenbauwohnung mit modernen Möbeln.
- Die Langsamkeit!!! Sich Zeit lassen mit einer Szene, wer kann sich das heute noch erlauben. Wenn nicht alle 20 Sekunden irgendetwas passiert, ist es doch vorbei mit der Aufmerksamkeit des clipgeschädigten Publikums.
- Die Darsteller: Sie sehen alle normal aus und haben keine schönheitsoperierten Körper.
- Das Ende: Unhappy!
Fazit: Kein Schund, kein Trash. Wirklich sehenswert.